Der neue Saal 6 im Naturhistorischen Museum Wien zeigt die Erde als dynamischen Planeten und spricht vom Anthropozän, in dem der Mensch wie eine geologische Kraft agiert

Saalansicht Saal VI. „Die Erde. Ein dynamischer Planet“. Foto: NHM Wien, C. Rittmannsperger

Im Naturhistorischen Museum Wien ist der Saal 6 – der ehemalige „Kaisersaal“ – generalsaniert worden und zeigt nun eine neue Dauerausstellung mit dem Titel „Die Erde. Ein dynamischer Planet“. Darin geht es um den Aufbau unseres Planeten und ebenso um den Beginn des Anthropozäns, in dem der Mensch wie eine geologische Kraft wirkt.

Wer mit Geologie langweilige Steine verbindet, wird in der neuen, mit vielen aktiven Objekten ausgestatteten Ausstellung am NHM Wien überrascht sein, wie umfassend die Erdwissenschaften heute versuchen, die Prozesse unseres Planeten zu entschlüsseln. Längst sind die Grenzen zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen verwischt, und von den Gesteinen führt der Weg rasch in Atmosphäre und Hydrosphäre oder in die Welt der Mikroben.

Während der Besucher spielerisch etwa an einer interaktiven Station Gebirge entstehen lässt, erfährt er, dass erst die Plattentektonik durch ihre Jahrmillionen dauernden Kreisläufe bis heute Leben ermöglicht. Überraschend ist, dass auch die großen Revolutionen des Lebens – wie die Erfindung der Fotosynthese und die Besiedlung des Festlandes durch Pflanzen – einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesteine hatten und das Antlitz der Erde für immer veränderten. Das Leben färbte den Planeten bunt!

Meeresküste mit Stromatolithen vor mehr als zwei Milliarden Jahren: Methan färbte die frühe Sauerstoff-Atmosphäre rosa. Der Mond war der Erde näher als heute. Quelle: NHM Wien, M. Harzhauser

Die Ausstellung beleuchtet die vielfältigen Bezüge zwischen der Lithosphäre und der Biosphäre, etwa am Beispiel der Lagerstätten an Methan-Eis und Manganknollen in den Ozeanen. Sie wurden durch Mikroorganismen gebildet, und könnten als Energie- und Rohstoffquellen den Bedarf der Industrie auf Jahrzehnte decken. Allerdings sind sie an fragile Ökosysteme gebunden, die durch Abbau für immer verlorengehen.

Der Saal 6 ist der älteste eingerichtete Saal des Naturhistorischen Museums. Er trägt den Beinamen „Kaisersaal“, weil in ihm ursprünglich das „Kaiserbild“ untergebracht war. Es befindet sich heute im Stiegenhaus. Außerdem ist das Dekor im Saal ganz auf den Bauherrn Kaiser Franz Joseph I. abgestimmt.

Naturhistorisches Museum Wien

(23.02.2023)