Architektur: Gewinkel in der Schieferfassade

(Januar 2011) Die historische Altstadt von Tallinn, Hauptstadt von Estland und Weltkulturerbe seit 1997, war Inspiration für das Apartmenthaus in der dortigen Vana-Viru-Straße 13 am Rand des alten Zentrums. Für das Gebäude mit luxuriösen Eigentumswohnungen auf 4 Etagen und Geschäften im Erdgeschoss stellten die Architekten die Kleinteiligkeit einer europäischen City aus den vergangenen Jahrhunderten nach: die Fassaden erscheinen wie ein Gewinkel, als hätte man es mit sich kreuzenden Gässchen zu tun, die Fenster sind schräg.

Der größte Teil der Baumasse befindet sich auf zwei Seiten des Grundstücks. Dadurch haben Bewohner auch einen offenen Blick über den Hof auf ein historisches Gebäude, das in heftigem Gegensatz zu dem Neubau steht. Es ist inzwischen restauriert, nachdem es in den Jahrzehnten, in denen Estland zur Sowjetunion gehörte, stark heruntergekommen war.

Zu jeder Wohnung gehört eine eigene Terrasse. Kennzeichen sind große, offene Räume mit langen Fensterfronten. Die tragenden Teile des Gebäudes sind ein Stahlrahmen und Stahlbeton. Die Verkleidung der Fassaden ist Schiefer. Für die Böden der Terrassen wurde Kalkstein aus Portugal verwendet, „weil die heimischen Sorten zu grau sind“, so die Architekten. Auch der Schiefer kam aus Portugal.

Das Architektenbüro Oü AB Kosmos wurde 2002 gegründet und hat seinen Sitz in Tallinn. Gründer sind die drei Mittdreißiger Ott Kadarik, Villem Tomiste und Mihkel Tüür.

Für die, die der Landessprache nicht mächtig sind: OÜ im Firmennamen heißt GmbH und AB steht für Architekturbüro.

Tallinn ist in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas.

OÜ AB Kosmos

Fotos: Ott Kadarik, Paco Ulman