Beteiligt waren die nationalen Verbände der USA, von Brasilien, Italien, Griechenland und Portugal
Es ist etwas Wegweisendes für die Steinbranche in Gang gekommen. Wir reden vom „Stone Pavilion“ auf der Messe TISE/StonExpo (31. Januar – 02. Februar 2023): bei der Schau in Las Vegas präsentierten sich die nationalen Natursteinverbände von 5 Ländern gemeinsam in einer Halle mit diesem Namen. Sie kamen aus den USA, Brasilien, Italien, Griechenland und Portugal.
Wohlgemerkt: es waren harte Konkurrenten, die ihre Mitgliedsfirmen dort nebeneinander auftreten ließen. Die USA spielten eine Sonderrolle.
Klar, was das Ziel der Aktion war: die Steinleute wollten auf dieser Messe mit geballter Kraft auftreten, denn dort präsentieren sich auch Firmen für Keramik oder andere Materialien.
Auch um ein gemeinsames Rahmenprogramm ging es: im Stone Pavilion gab es unter dem Titel „Stone Theater“ nach dem Vorbild der Marmomac einen Ort für Fachvorträge; der griechische Verband brachte einen Bildhauer von der Insel Thassos mit, der eine Skulptur aus weißem Marmor schuf; außerdem gab es eine Verlosung, bei der man eine Probefahrt in einem Lamborghini und/oder Geldpreise zugunsten der Natural Stone Foundation gewinnen konnte.
Solch ein internationaler Gemeinschaftsstand hat derart viel Potenzial, dass wir die Vorgeschichte detailliert erzählen und ein wenig über die Zukunft spekulieren wollen.
Schon seit Jahren wird auf den Messen in den USA die Diskussion geführt, wie sich die Natursteinbranche dort besser präsentieren kann. Das ist nicht nur ein Thema für die Lieferanten aus dem Ausland, die ein Stück am weltgrößten Markt für Naturstein-Endprodukte ergattern wollen; die heimischen Produzenten, Verarbeiter und Steinmetze sehen sich einer immer stärkeren Konkurrenz seitens der Artificial Stones und der Keramik gegenüber.
Auf der Coverings im April 2022 war offenbar die Zeit reif für eine Idee: man wollte eine „Natural Stone Strategic Alliance“ in Leben rufen.
Im Juni 2022 trafen sich dann die Verbandsvertreter von Brasilien (Centrorochas), Italien (Confindustria Marmomacchine), Portugal (Assimagra), Griechenland (Greek Marble Association) und der Türkei (IMIB), um die Idee in die Tat umzusetzen.
Mit dabei war natürlich auch das Natural Stone Institute aus den USA, nicht nur als Kenner der Sachlage auf seinem heimischen Markt. Das NSI gilt auch als diejenige Organisation, der die Branche ein uneigennütziges Handeln zum Vorteil aller abnimmt.
Denn das NSI hat nicht nur neben den Mitgliedern aus Nordamerika auch über 2000 aus aller Welt. Es hat sich auch seit vielen Jahren mit Normung oder Weiterbildung einen Namen gemacht. In besonders guter Erinnerung ist einer seiner 2 Vorgängerinstitutionen, das Marble Institute of America (MIA), das mit seinem beispiellosen Kampf gegen falsche Radon-Vorwürfe unermessliche Schäden von der Branche weltweit abwendete.
Wir wollen darauf hinweisen, dass der 2023 realisierte internationale Gemeinschaftsauftritt, innerhalb der wenigen verbleibenden Monate auf die Beine gestellt wurde. Der brasilianische Verband Centrorochas, der – wie das NSI selbst – über 20 Firmen nach Las Vegas holte, ließ seinen Stand aufwändig von der Designerin Araciene Pessin gestalten.
Das lenkt den Blick auf eine der Stärken solch eines Stone Pavilions: Verbände können, viel besser als eine Messegesellschaft, Aussteller/Mitglieder zum Mittun bei solch einem Gemeinschaftsauftritt bewegen.
Umgekehrt bringen die Firmen dann ihrerseits spezielle Präsentationen mit (siehe Griechenland).
Schließlich: Je mehr Präsenz, umso mehr Wirkung – der „Stone Pavilion“ wurde von der Jury in Las Vegas als Bester Messestand ausgezeichnet.
Win-win also in vielfacher Form und für alle Beteiligten.
Inzwischen interessieren sich auch die Verbände von Ägypten und Finnland für die Mitwirkung in der „Alliance“.
Die Türkei ist übrigens weiterhin dabei – sie war zwar an dem Vorbereitungsreffen beteiligt, machte aber in Las Vegas nicht mit, weil sie eine staatliche Förderung nicht organisieren konnte.
Unter den Mitwirkenden an der „Alliance“ gibt es inzwischen ein Memorandum of Understanding, in dem erste Ziele konkret formuliert sind.
Wir fassen diese Ziele bildlich in einem Satz zusammen: man will die vielen bisher zahnlosen Mäuse zu einem großen Tiger machen, der die Konkurrenz das Fürchten lehrt.
Zum Beispiel könnte ein Stone Pavilion auch für andere Märkte als nur für die USA organisiert werden, etwa zu Baumessen wie den Big5s in den Golfstaaten oder zu einer Designmesse wie dem Salone del Mobile in Mailand.
Jim Hieb, CEO des Natural Stone Institutes, nennt als aktuelles Beispiel die Messe Hardscape North America in Louisville, Kentucky, für die man einen Pavilion plane. „Dort soll es auch eine Reihe von Schulungen geben.“
Denkbar wäre die abstrakte Version eines Pavilions auch als weltweites Diskussionsforum für aktuelle Themen, die die Steinbranche rund um den Globus beschäftigen. Jim Hieb nennt „Zusammenarbeit und Stärke als Vision“: „Man muss sich einmal vorstellen, wir würden bei Nachhaltigkeit, Werbung und anderen wichtigen Initiativen enger zusammenarbeiten.“
Aktuell geht es darum, die Idee in den Verbänden populär zu machen. „Wir sind dabei, unsere Mitglieder über die Möglichkeiten solcher Gemeinschaftsstände zu informieren,“ sagt Fabio Cruz von der brasilianischen Centrorochas.
Fotos: Informa