Der bulgarische Bildhauer Rafail Georgiev gestaltet monumentale Skulpturen mit einem spielerischen Element

Rafail Georgiev: „Sub Water Landscape“.

In seinen Arbeiten behandelt er die „Beziehung zwischen dem Menschen als Logos (Rationalität) und der Natur als Chaos (Irrationalität)“

Gelungene Monumentale Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass es bei ihr eine Harmonie der verwendeten Teilstücke gibt. Bei dem bulgarischen Bildhauer Rafail Georgiev, Künstler- und Spitzname Raffò, sticht diese Verbindung unterschiedlicher Formen in einer Einheit hervor.

Sein Bauprinzip ist in den meisten Fällen recht einfach: Ausgangspunkt ist eine geometrische Gestalt, und aus ihr sind natürliche Formen herausgearbeitet. Auf einer Webpage heißt es dazu: „Ich habe einen allgemeinen Dialog, der mich interessiert, und der dreht sich um die Beziehung zwischen dem Menschen als Logos (Rationalität) und der Natur als Chaos (Irrationalität).“

Um ihn nun aber nicht in der ingenieurstechnischen Gestaltung oder im Produktdesign anzusiedeln, muss man eine weitere seiner Leitlinie seiner Arbeit hinzunehmen. Auf der einen Seite sei er ein Homo Faber, also ein Mensch, der etwas schaffen will, schreibt er, auf der anderen Seite auch ein Homo Ludens, also einer, der einfach nur spielt, ohne dass dabei mehr als das Vergnügen herauskommen muss.

Faszinierend ist, wie deutlich er seinen Werken das spielerische Element mitzugeben weiß. Denn Spielen ist auch immer Freude, und so ist gute Laune ein Ausdruck, den seine Werke tragen.

Vielleicht resultiert diese Botschaft einfach nur aus dem Kontrast zwischen Rationalem und Irrationalem, vielleicht aber ergibt sie sich aus angestoßenem Denken, das er im Kopf des Betrachters erzeugt.

Rafail Georgiev: „Our Solar System“.

Zum Beispiel die Säule „Our Solar System“: Das Werk ist tatsächlich so gestaltet, dass man den nächtlichen Weg eines Sterns über den Himmel nachvollziehen kann und man unweigerlich darüber nachdenkt, was der Künstler mit dem freien Durchblick durch die Löcher im Stein uns wohl sagen wollte.

Rafail Georgiev: „Radio Kills the Video Star“.

Oder jene Hörner, die er nebeneinander platziert hat, vielleicht damit man drumherum geht und nach ihren Klängen sucht.

Rafail Georgiev: „Formations“.

Auffallend ist, dass er zu jedem seiner Werke eine kurze Erläuterung geschrieben hat. Arbeiten mit der Benennung „Ohne Titel“ gibt es bei ihm nicht. Gelegentlich aber sind die Erläuterungen intellektuelle Schwerlast und haben nichts mehr von dem Spielerischen seiner Arbeiten.

Raffò stammt aus einer Künstlerfamilie. Zur Bildhauerei kam er auf einfachem Weg, wie auf einer bulgarischen Seite zu lesen ist: „Als er 4 oder 5 Jahre alt war, gab ihm sein Vater ein Stück Ton, das Rafail stundenlang modellierte.“

Rafail Georgiev: „Mental Curves“.Rafail Georgiev: „I’m Free From Pandora“.

Nach den ersten Jahren in Nordbulgarien auf dem Land („Die Kraft der Natur und die Schönheit der alten Wälder“, wie er sich erinnert) zog die Familie in die Hauptstadt Sofia. Später legte Raffò dort an der Kunstakademie den Bachelor ab und absolvierte anschließend ein Studium der Bildhauerei an der Academy of Fine Arts in Rom.

Inzwischen hat er ein eigenes Atelier in Sofia. Weltweit hat er an vielen Bildhauersymposien teilgenommen. Seine Arbeiten findet man auf vielen Kontinente, sowohl im öffentlichen Raum als auch in privaten Sammlungen.

Er ist Mitglied der National Academy of Art in Sofia und hat Lehraufträge dort und an der University of Architecture, Civil Engineering, and Geodesy.

Rafail Georgiev (1, 2)

Fotos: Rafail Georgiev

Rafail Georgiev: „Temple of Elements“.Rafail Georgiev: „Dissolving Tensions“.Rafail Georgiev (Raffò).

(24.03.2023)