Messe Rocalia in Lyon vom 05. – 07. Dezember 2023: Wiederverwertung von Reststücken aus Naturstein und natürliche Mauern als Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind zentrale Themen

Der „Pavillon de Versailles“.

Zwei Themen sind auch bei der französischen Natursteinmesse Rocalia in diesem Jahr (05. – 07. Dezember 2023, Lyon) besonders wichtig: zum einen die Wiederverwendung von Stein und damit seine Rolle in der Kreislaufwirtschaft, und zum anderen das Bauen mit Massivstein, also der Einsatz von Stein als tragendem Material, wie es über Tausende von Jahren üblich war und nach dem 2. Weltkrieg in Frankreich in moderner Form in einer Marktnische überlebt hatte.

In Trockenmauern als Lebensraum für Tiere und Pflanzen werden beide Themen zusammengebracht. Die gezeigten Beispiele gehen zurück auf Projekte in den letzten Jahren in Frankreich, die unter Titeln wie „Mauern für Biodiversität“ bekannt geworden sind.

Der „Pavillon de Versailles“.Der „Pavillon de Versailles“.

Zu Berühmtheit hat es inzwischen der „Pavillon de Versailles“ gebracht, eine flache Halle mit steinernen Außenmauern. Geschaffen wurde er 2022 von den Spezialisten für Trockenmauern, Joël Jannet und Martin Muriot, unter Architeturberatung von Chartier Dalix: Es wurde Natursteinabfall aus dem Straßenbau (Kakstein, Porphyr, Sandstein und Gneis) verwendet, dessen Einzelstücke so ausgesucht wurden, dass sie nicht weiter zersägt werden mussten und nicht neuer Abfall entstand.

Die Wände aus den unregelmäßigen Stücken sind im Inneren mit Erde aufgefüllt, so dass sich in den Ritzen und freigelassenen Steinen Öffnungen erschließen, aus denen sich buchstäblich grüne Vorhänge nach unten ergießen. „Dieses Bauwerk zeigt die verborgenen Ressourcen einer Stadt: es stellt den Wert von Reststoffen unter Beweis und macht auch den Wert einer ökologischen Wiederherstellung von urbanen Flächen unübersehbar“, kommentiert François de Mazières, Bürgermeister von Versailles.

Der Jane und Paulette Nardal Park in Paris.Der Jane und Paulette Nardal Park in Paris.

Für den Jane und Paulette Nardal Park in Paris wurden Reststücke aus dem Straßenbau der Stadt zusammengebracht, die als Wegeplatten, Plaster, Bordsteine oder andere Materialien irgendwo in den Lagern der Bezirke herumlagen. Mit ihrer Hilfe entstand ein grün-blaues Arrangement, zu verstehen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen inklusive Wasserzonen. Die Landschaftsarchitekten von Atelier Nous schufen vier thematische Zonen als Spielflächen für die Kinder und als Mini-Amphitheater für die Großen mit zahlreiche Staßenmöbeln, in denen die Steine eine Neuneutzung erlebten.

Auf der Rocalia wird eine Installation mit Bezügen zu diesen beiden Projekten gezeigt.

Massivbauen mit Naturstein.

Im 2. Thema geht es um Massivbauen mit Naturstein. Gezeigt werden Modelle, wie aus kleinen Steinblöcken Mauern zusammengesetzt werden könne. Verschiedenen Optionen, wie die Steine ineinandergreifen, wurden von Doktoranden des GSA Laboratory (ENSA Paris Malaquais) getestet und bewertet. Solche Bauweisen können die Bauzeit enorm verkürzen und erlauben auch das Demontieren und Wiederverwenden der gesamten Mauersubstanz am Ende der Lebenszeit des Gebäudes.

Giuseppe Fallacara: „Origami“. Rendering: Fallacara

Giuseppe Fallacara, Architekturprofessor am Politecnico di Bari, hatte auf worangeangenen Ausgaben der Rocalia innovative Projekte gezeigt, bei denen aus vorgespannten Steinelementen spektakuläre Gewolbe etwa für Messestände oder für Muscheln in Konzertparks gestaltet wurden.

Nun zeigt er den Prototyps eines Projekts, bei dem er sich dem 3D-Drucken von Steinmehl zugewandt hat. Es handelt sich um eine Schutzwand, wo sich Personen vor Regen oder Wind unterstellen können. Der Name „Origami“ lässt das Konzept ahnen: ein flexibel zusammensteckbares Gerüst aus Eisen wird mit Scheiben aus Aluminium-Waben und Dünnstein ausgefüllt und kann in viele Richtungen gebogen beziehungsweise unbegrenzt erweitert werden.

Rocalia

Die Rocalia ist die einzige Messe der Steinbranche in Frankreich. Dort präsentieren sich die Steinfabrikanten des Landes mit zahlreichen Sorten, die sich mit dem Image „Made in France“ und dem Bezug auf die Kultur des Landes sehr gut verkaufen. Auch die Hersteller von Maschinen oder Werkzeugen sind prominent vertreten.

Zu Geschichte der Rocalia: Nachdem es mit dem Ende der Schau namens World Rock Expo in Montpellier über 10 Jahre in Frankreich kein solches Branchentreffen gegeben hatte, wurde sie 2017 unter Initiative der Fachzeitschrift Pierre Actual wieder ins Leben gerufen, diesmal in Lyon, wo Pierre Actual zuhause ist. Die Partnerschaft mit der Messe für Landschaftsbau, Paisalia, zum gleichen Zeitpunkt in den Messehallen nebenan platziert, hat sich als Erfolg herausgestellt.

Rocalia

Fotos: Racalia

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(10.11.2023)