Mit Kalkstein und Pflanzen von der Mittelmeerinsel zeigten die Gartenkünstler auch, wie die Natur einen Lebensraum wieder erobert
Auf den Flower Shows der britischen Royal Horticultural Society (RHS) geht es, wie der Name sagt, traditionell um Blütenpracht und um elegante Gestaltung mit Pflanzen. Den Hauptgewinn bei der diesjährigen Chelsea Flower Show in London jedoch bekam ein Projekt, das in eine ganz andere Richtung ging: der M&G Garden stellte einen aufgelassenen Steinbruch auf der Mittelmeerinsel Malta nach und brachte so einen extremen Lebensraum mit Hitze und Trockenheit ins grüne Britannien.
Gemeint war er auch als Mahnung, sorgsam mit dem zerbrechlichen Gleichgewicht in der Natur umzugehen.
Entworfen hatte die Anlage James Basson von Scape Design. Den Stein lieferte und bearbeitete die Firma Halmann Vella, das Unternehmen Crocus führte die Pflanzungen aus. Der Name des Gartens kam von der Investmentfirma M&G, die die Chelsea Flower Show sponsort. Ihre Anlage gewann nicht nur die Goldmedaille, sondern auch noch die Auszeichnungen Best Show Garden und Best Construction.
Im M&G Garden stellten kleine Blöcke aus Kalkstein aus Malta nach, dass am dem fiktiven Ort ehemals große Mengen Stein aus dem Berg gebrochen worden waren. Einige der Brocken waren übereinander gestapelt und gaben eine Vorstellung der Felswände. Ihre Oberflächen trugen besondere Kratzspuren, um an das Wirken der schweren Maschinen zu erinnern.
Gesamtthema der Anlage war, wie die Natur solche Lebensräume wiedergewinnt. Die Zeitung The Telegraph zitiert den Gartenplaner James Basson: „Steinbrüche sind potentiell die größte Beschädigung, die man der Landschaft zufügen kann. Aber die Natur hat die faszinierende Fähigkeit, aus den Ritzen und Spalten heraus neu zu wachsen und so eine Welt zu schaffen, die menschengemacht ist, aber von der Natur wieder in Besitz genommen wurde.“
Die Pflanzen waren teils besondere Arten von den Inseln Malta und Gozo, die nur mit Sondergenehmigung der dortigen Regierung ausgeführt werden durften. Sie waren mit dem Ziel ausgewählt worden, eine nachhaltige Bepflanzung zustande zu bringen. „Statt mächtige Pflanzen mit kurzlebigem Effekt aufzustellen, haben wir lieber viele kleine Arten benutzt, die auf lange Sicht sich auch ohne große Pflege überleben“, so James Basson in einem Gespräch mit den Veranstaltern.
Ein Jahr vor Beginn der Schau waren die Pflanzen nach Südengland geholt und dort akklimatisiert worden
Die RHS Chelsea Flower Show gilt als die wichtigste derartige Veranstaltung weltweit. Jedes Jahr zieht sie etwa 150.000 Besucher an. Jedes Mal zeigen sich auch Vertreter des Königshauses.
Fotos: M&G Investments
(29.09.2017)