Das sizilianische Unternehmen verbindet seine Objekte für Wohnen und Einrichten mit den alten Kulturen rund ums Mittelmeer
Eine der besonderen Eigenschaften des Materials Stein ist, dass er Geschichte und Geschichten transportieren kann. Das treibt die Firma Lithea mit Sitz auf Sizilien auf die Spitze. „Mediterranean Grafts“ (italienisch: „Innesti Mediterranei“, auf Deutsch etwa „Mediterrane Verpflanzungen) ist seit einigen Jahren der Titel ihrer Designkollektion.
Dafür arbeitet sie mit Designern zusammen, die „besondere Bindungen“ an das Meer zwischen Europa, Afrika und Asien haben, wie es in den Presseunterlagen heißt.
Im letzten Jahr hatten die Designer sich von alten Alltagsobjekten inspirieren lassen.
Bei der 2019er Kollektion nehmen die Gestalter gänzlich Bezug auf alte Stories aus der mediterranen Geschichte, diesmal aus dem byzantinischen Reich.
Die Designerin Elena Salmistraro hat ihre Beistelltische nach Maniace (ganz oben) und Calafato (unten) beanannt.
Die Geschichte um die beiden, die sich um das Jahr 1040 n.Chr. abspielte, liegt weitgehend im Dunkeln, so dass man sie nach Art der alten Händler oder Reisenden mit eigenen Ergänzungen anreichern darf: Maniace (Georgios Maniake) war ein vom Körperbau massiger General des Kaisers von Byzanz und hatte den Auftrag, die Araber aus Sizilien zu vertreiben. Stefano Il Calafato, benannt nach seiner Tätigkeit beim Abdichten (Kalfatern) der Schiffe und schlank gebaut, war bei dem Feldzug mit dabei.
Zunächst war die Sache militärisch ein Erfolg. Am Ende aber gab es strategische Misserfolge und Probleme zwischen den beiden. Es kam zu einem heftigem und üblen Streit.
Das muss man natürlich ausschmücken und ergänzen, solange man auf dem Meer oder in der Wüste unterwegs ist, um schließlich in der Hafenkneipe oder Karawanserei die eigene Version zum Besten zu geben.
Die Designerin hat ihre Ideen zu der Story anhand von 2 Beistelltischen zum Ausdruck gebracht. Beide Stücke haben große Gemeinsamkeiten, aber auch unübersehbare Unterschiede. Beide sind im byzantinischen Stil reich gestaltet mit Natursteinen und Metallen.
Der Schminktisch aus der Kollektion ist nach der Kaiserin Theodora benannt. Auch zu ihr gibt es viel zu erzählen und haben schon viele Leute Episoden erfunden.
Bzyzas, Sikelia und Hagia sind die Namen der 3 Wandfliesen aus der Kollektion. Byzas war bei den Griechen der Sohn von Poseidon und gründete Byzanz, Sikelia hieß das Meeresgebiet rund um Sizilien, und Hagia steht für Heilig. Auch hier hat die Designerin die Formen des byzantinischen Mosaiks mit verschiedenen Natursteinsorten und weiteren Materialien aufgegriffen.
„Tarsie Geometriche“ ist der Name, den das Studio Martinelli Venezia seinen Entwüfen für Boden- und Wandfliesen gegeben hat. Zur Verwendung kommt hier Lavagestein vom Ätna, verziert durch geometrische Muster.
Der Vulkan Ätna, ach ja, liebe Leser, was gäbe es da alles zu erzählen: zum Beispiel über den extrem hässlichen Hephaistos (Vulcanus), der das Feuer im Berg immer dann allzu heftig schürte, wenn Gattin Aphrodite (Venus) sich mit anderen Männdern die Zeit vertrieb, oder zu dem Tsunami im Mittelmeer, den es vor rund 8000 Jahren gegeben haben soll, als eine Bergflanke ins Meer stürzte, oder zu dem Ausbruch im Jahr 1669, als der Strom heißer Lava unaufhaltsam auf die Stadt Catania zukroch…
Bei der „Etna Collection“ haben die Designer die Lava für Möbelstücke und verschiedene Vasen verwendet.
Foto: Antonino Bartuccio
Styling: Paolo Gagliardi
(11.06.2019)