Recycling als Verkaufsargument: Naturstein für die Ladeneinrichtung mit einem Pfand wie für Flaschen verkaufen

<a href="https://www.marazzigroup.com/"target="_blank">Marazzi Group</a>. Foto: Marazzi

Wir haben uns von der Messe EuroShop in Düsseldorf zu einer Idee inspirieren lassen

Wir waren auf der Messe EuroShop in Düsseldorf (16.-20. Februar 2020), die als weltweite Leitmesse „für den Investitionsbedarf des Handels“ gilt. Besonders interessiert hat uns dabei das Thema Ladenbau, wo bekanntlich viel Naturstein für Boden- und Wandbeläge sowie für Theken und Regale verwendet wird.

Die ganze Halle 11 der EuroShop ist den Materialien gewidmet. Dort präsentierten sich die bekannten Hersteller von Keramikkopien von Marmor mit aufwändigen Ständen. Naturstein war nur durch die chinesische Firma Xiamen Black White Stone vertreten beziehungsweise durch Anbieter von Dünnstein.

Interessant für uns war die Beobachtung, dass die Materialien auf dieser Messe nicht allein mit ihrer Dekorationswirkung angepriesen werden, sondern mehr noch mit ihrer Funktionalität. Zu den Keramiken hieß es zum Beispiel an den Ständen, dass sie pflegeleicht und säurefest seien, beim Bambus an einem Stand ging es um 100% Natur und bei anderen Materialien wurden deren Fähigkeiten zur Lärmminderung oder für das Energiesparen herausgestellt und mit Zahlen unterlegt.

Das bringt uns auf ein Gedankenspiel: wie würde man auf der EuroShop Naturstein präsentieren, wenn es nicht um die Schönheit von Marmor, Granit & Co ginge?

<a href="https://www.emilgermany.de/en"target="_blank">Emilgroup</a>. Foto: Peter Becker

Wir meinen: eine wichtige Eigenschaft von Stein für den Ladenbau ist, dass man ihn recyclen kann. Denn im Durchschnitt nach maximal 9 Jahren steht die komplette Neugestaltung eines Verkaufsraumes an, wie aus einer Studie (siehe unten) hervorgeht

Also: Wenn man nun von vornherein zum Beispiel einen Bodenbelag so verlegen würde, dass man ihn wieder demontieren kann – es gibt entsprechende Verlegearten und wir werden in Kürze demnächst berichten – könnte man einen Deal nach Art des Flaschenpfands machen: dem Kunden würde garantiert, dass der Verkäufer den Bodenbelag nach Ablauf der 9 Jahre wieder zurücknimmt. Dafür wäre bei der Kalkulation für den Verkauf ein symbolischer Aufpreis eingerechnet, den der Kunde dann zurückbekommt. Dafür müsste er den neuen Stein natürlich beim selben Händler kaufen.

Dieser würde den Stein dann aufarbeiten und wieder verkaufen. Zwar gibt es bisher solche Verwertungsketten nicht in großem Stil. Aber wenn mehr Zweite-Hand-Naturstein anfallen würde, gäbe es dafür Abnehmer, das steht fest. Das zeigen Firmenmodelle aus den USA (siehe unsere Berichte ganz unten).

Zurück zur Messe. Sie findet nur alle 3 Jahre statt und dauert 5 Tage. In diesem Jahr hatte sie rund 2300 Aussteller aus 57 Nationen und 94.000 Besucher aus 142 Ländern.

<a href="https://www.rakceramics.com"target="_blank">RAK Ceramics</a>. Foto: Peter Becker

In insgesamt 16 Hallen geht es um das weite Feld, auf dem sich Verkaufen abspielt: man findet dort Kleiderbügel für Textilien oder Regalsysteme für Modeaccessoires genauso wie Kühltheken für Lebensmittel, schließlich auch Einkaufswagen für den Supermarkt oder Roboter für die Lagerhaltung. Drumherum gruppieren sich die Servicefirmen, etwa Lieferanten von Kassenterminals und Firmen für Marketing oder Eventplanung, um nur einige Bereiche zu nennen.

Besonders aufgefallen war uns die neue Kollektion von Schaufensterpuppen der lithauischen Firma IDW Display: man wolle mit ihnen die „Vielfalt der Menschen abbilden“ hieß es am Stand – nicht nur eine vollschlanke weibliche Puppe gab es, sondern auch solche mit Sommersprossen.

<a href="https://idwdisplay.com/"target="_blank">IDW Display</a>, Litauen. Foto: Peter Becker

Studie „Laden Monitor 2020“

Ein paar Branchenzahlen zum Ladenbau in Deutschland: „Handelsunternehmen investieren (pro Jahr) mit insgesamt 7,9 Mrd. Euro weiter auf hohem Niveau in Bau, Technik und Optik ihrer stationären Geschäfte“, heißt es in der Studie „Laden Monitor 2020“ des EHI Retail Institutes. Die Ausgaben von Geschäften aus dem Modebereich (Textil, Sport, Schuhe) stiegen gegenüber der letzten Studie vor 3 Jahren um 21% auf 537 €/ m².

Jedoch haben im selben Zeitraum sich allgemein die Zyklen für eine Komplett-Erneuerung der Läden leicht verlängert und liegen jetzt zwischen 9,6 und 8,7 Jahren. In den Zwischenjahren werden immerhin „Teilumbauten und kleinere Refresh-Lösungen“ realisiert, wie es in einer Kurfassung der Studie heißt.

Ebenfalls aufgrund der Online-Konkurrenz ändert sich auch die Arbeit derjenigen Architekten in diesem Wirtschaftszweig, so eine weitere Erkenntnis. Denn ein Geschäft werde heute nicht mehr nur besucht, um den täglichen Bedarf zu decken, sagt die Leiterin der Forschungsabteilung beim EHI Retail Institute, Claudia Herbert: der Kunde wäre auf ein Erlebnis aus! Sie definiert den klassischen Point of Sale (POS: der Ort, wo der Verkauf stattfindet) neu: „Läden müssen sich vom POS zum Point of Emotion und zum Point of Experience weiterentwickeln“, schreibt sie in einem Beitrag für die Zeitschrift „stores+shops“ (01/2020).

EuroShop 2023, 26. Februar – 02. März

Studie „Laden Monitor 2020

See also:

(04.03.2020)