Alice Zantedeschi und Francesca Pievani haben in einer Kooperation mit der renommierten italienischen Firma Limonta ihren Mikrofilm mit mehr als 50% Marmormehl weiterentwickelt
Die italienischen Medien haben Fili Pari seit einer Weile entdeckt und berichten immer häufiger über deren tragbaren Naturstein. Unsere Leser werden sich erinnern: die Designerinnen Alice Zantedeschi und Francesca Pievani haben einen Mikrofilm entwickelt, der einen hohen Anteil an Marmorpulver enthält (über 50%) und mit dem sich Kleidungsstücke herstellen lassen. Inzwischen haben die beiden eine Kooperation mit der Firma Limonta begonnen, und daraus gibt es nun die ersten Ergebnisse.
Werfen wir einen genaueren Blick auf Limonta, denn es lohnt sich: das Familienunternehmen beschäftigt sich seit 1893 mit Textilien. Seit jeher zeichnet es sich durch Innovation mit Forschung und Entwicklung aus. Man kann das Unternehmen mit knapp 2000 Mitarbeitern und 5 Tochterfirmen getrost als eines jener Hidden Champions (Unauffällige Marktführer) bezeichnen, die es in jeder starken Wirtschaftsnation gibt, die aber nicht an die Börse gehen wollen und von denen deshalb kaum jemand etwas mitbekommt.
Alice Zantedeschi und Francesca Pievani waren nun für 6 Monate in die Firmenlabors unweit von Como eingeladen, und natürlich wurde erwartet, dass am Ende dieses, nennen wir es: Forschungs- und Arbeitssemesters, Ergebnisse stehen würden.
Eines der Ergebnisse ist, dass das man gelernt hat, besser mit den Farben des Mikrofilms umzugehen. Denn es ist das Marmormehl, das dem Textil den Farbton gibt: mit dem lokalen Red Verona Marmor bekommt man ein Lachsrot, mit Black Ebony ein Anthrazit-Grau, mit Green Alps ein Pastell-Grün und mit weißem Marmor ein milchiges Weiß. Wohlgemerkt: „Wir geben kein Pigment von außerhalb zu“, betonen die beiden.
Eine Ausnahme gibt es in einem Fall, wo eine besonders hohe Deckkraft erreicht werden muss.
Ein anderes Forschungsziel war, den Mikrofilm ökologisch stärker zu profilieren. Nun kombinieren die Designerinnen ihn zum Beispiel mit Leinen, der bekanntlich aus Pflanzenfasern hergestellt wird. Es gibt auch ein synthetisches Trägermaterial aus 100% wiederverwendetem PET. Das ist ein Kunststoff, wie er zum Beispiel für Getränkeflaschen verwendet wird.
Diese Trägermaterialien haben zudem den Vorteil, dass sie die Farben des Steinmehls besser aufnehmen.
Damit hoffen die beiden, eine neue Zielgruppe innerhalb der Kundschaft mit einem Faible für innovative Textilien zu gewinnen: „Wer bisher sich für einen tragbaren Mikrofilm interessierte, fand nur synthetische Materialien.“ Mit ihrem „MARM \ MORE“ neubenannten Stoff kommen solche modernen Kleidungsstücke nicht nur ganz ohne problematische Färbestoffe aus, sondern bestehen auch aus natürlichen beziehungsweise umweltfreundlichen Stoffen.
Ansonsten blieben die Eigenschaften des Mikrofilms wie sie vorher waren: er ist wasserdicht, fest gegenüber Abrieb [high abrasion resistance]und atmet. Und: er fühlt sich an wie Stein. „Der Soft Touch liegt am Material, das wir benutzen, an der Verarbeitung, und, natürlich, am Marmor“, so die beiden.
Im Februar hat Limonta die Kollektion „MARM \ MORE“ auf der Modemesse Première Vision in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. In der September-Ausgabe der Messe werden wohl auch die wolkigen Strukturen zu sehen sein, die man vom Marmor kennt und die die Designerinnen nun auch ihrem Mikrofilm mitgeben können.
Übrigens: Limonta hat unter dem Namen Aunde eine Tochtergesellschaft, die innovative Textilien auch in Autos bringt. Und Tiba heißt jener Firmenzweig, der sich um Farbstoffe für Textilien kümmert.
Fotos: Fili Pari
(10.04.2020)