Der Deutsche Naturstein-Preis wurde zum 19. Mal vergeben

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“: Schwabinger Carré II, Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße, München; Architekten: Meili, Peter Architekten, München; verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi.

Prämiert werden nachhaltige Projekte, die eine hohe architektonische Qualität und gleichzeitig eine energieschonende Bauweise zeigen

Mit dem Deutschen Naturstein-Preis (DNP) 2020 werden bereits zum 19. Mal nachhaltige Projekte aus Naturstein im Innen- und Außenbereich ausgezeichnet, die beispielhaft für eine hohe architektonische Qualität und energieschonende Bauweise stehen.

Insgesamt gab es für den diesjährigen Wettbewerb 66 Einreichungen, von denen 17 für die Preisverleihung nominiert wurden.

Vergeben wird der Preis in 4 Kategorien:
* „Wohnhäuser“,
* „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“,
* „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“,
* „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“.

In jeder Kategorie wählt die Jury einen Sieger aus. Einer von diesen vier Kategoriesiegern erhält den Deutschen Naturstein-Preis, der mit 15.000 € dotiert ist. Die anderen drei Kategoriesieger erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 €.

Die feierliche Preisvergabe findet auf der Fachmesse Stone+tec 2021 am 12.05.2021 in Nürnberg statt.
 

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“: Schwabinger Carré II, Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße, München; Architekten: Meili, Peter Architekten, München; verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi; Fotos: Florian Holzherr, Gauting.
Schwabinger Carré II, Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße, München
Architekten: Meili, Peter Architekten, München
Verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi
Fotos: Florian Holzherr, Gauting
Begründung der Jury: Die Schleißheimer Straße zählt trotz ihrer Lebendigkeit nicht zu den ersten Adressen Münchens. Es ist aber genau das Thema des ausgewählten Projekts: wie kann mit einem Neubau der Stadtraum nachhaltig verbessert werden? Noch in der dichten Struktur der Blockbebauung, bevor die Straße die Innenstadt verlässt, hat das Architekturbüro Meili, Peter ein bemerkenswertes Beispiel gesetzt, das die Kraft hat, zu zeigen, wie mit einer, auf den ersten Blick gar nicht so spektakulären Architektur, eine nachhaltige Aufwertung des öffentlichen Raums erfolgen kann.

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“: Schwabinger Carré II, Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße, München; Architekten: Meili, Peter Architekten, München; verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi.Es ist ein durchweg städtisches Gebäude, das da an der Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße steht, stabil und filigran zugleich. Klassisch der Zugang zum Einzelhandel über die Straßenecke, darüber eine Vielzahl Kleinwohnungen in hoher Qualität, die unter den Begriff „Micro-Appartements“ vermietet sind. Einhundert Wohnungen befinden sich in dem winkelförmigen Grundriss, über die Hälfte davon schaut zu den beiden Straßenseiten.

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“: Schwabinger Carré II, Ecke Herzog- und Schleißheimer Straße, München; Architekten: Meili, Peter Architekten, München; verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi.Das Eckhaus zeichnet sich durch eine großzügige, dreidimensional gegliederte Natursteinfassade aus. Kleine Loggien wechseln mit großen Fensterformaten, die Glasflächen mit teils kräftigen Rahmen aus Eichenholz gefasst. Der Muschelkalk, ein Grigio Alpi, erscheint in Form von dünnen Lisenen oder linearen Brüstungselementen, aber auch flächig, dem Bauwerk in seiner Erscheinung das notwendige Gewicht verleihend. Es ist die Materialwahl, der angenehm hell und dabei nicht kühl wirkende Naturstein, der, baukünstlerisch professionell eingesetzt, das Haus in der Stadt zu etwas Besonderem macht. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein wenig anspruchsvoller Straßenraum eine Aufwertung erhalten kann, dauerhaft in der Materialisierung, und der Anmutung, verbunden mit einer hoher Aufenthaltsqualität.
 

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“: Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris; Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster; verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein; Fotos: Jerome Epaillard, Paris.
Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris
Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster
Verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein
Fotos: Jerome Epaillard, Paris

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“: Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris; Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster; verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein.Begründung der Jury: Mit dem alten Gebäude der Deutschen Botschaft in Paris, Anfang der sechziger Jahre ausgeführt, präsentierte sich die Bundesrepublik mit einem nüchternen, der Nachkriegsmoderne verpflichtenden Zweckbau. Damals wäre es, nicht nur aus architekturästhetischen Gründen, undenkbar gewesen, dem Gebäude eine Fassade aus Gesimsen und Halbsäulen aus Naturstein zu geben. Fünfzig Jahre später haben sich nicht nur die technischen Anforderungen gewaltig verändert, auch der gestalterische Anspruch, bezogen auf den Umgang mit dem historischen Umfeld der Stadt.

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“: Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris; Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster; verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein.Diesem mit einer neuen Fassade Rechnung zu tragen, war die Herausforderung auf der einen Seite, wie auch die Frage, wie sich das Bild der Bundesrepublik in der Architektur widerspiegeln könnte. Eine kleine, aber äußerst delikate Aufgabe und intellektuelle Herausforderung zugleich. Michel Montaigne wusste zur Lösung des Problems, auf die Sprache bezogen, den Rat: „Will man sich gern in einer gewissen Höhe des Styls halten, so findet man oft, dass die Sprache schwach wird und unter uns erliegt, und dass man ihr mit dem Latein zur Hülfe kommen muss, so wie bei anderen Sprachen mit dem Griechischen“.

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“: Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris; Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster; verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein.Er, Montaigne, wäre ebenso begeistert, wie die Jury über das Ergebnis, das weder ein einfach übernommenes Zitat des Historismus darstellt, noch eine Rekonstruktion der glatten Nachkriegsmoderne ist. Ein schönes Beispiel der Verwendung von Naturstein, weder altbacken noch bedingungslos modern aussehend, eine Architektur die auch dem zweiten Blick standhält.
 

Sieger Kategorie: „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“

Sieger Kategorie: „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“: Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss, Berlin; Architekten: Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin); verwendeter Naturstein: Cottaer Sandstein, Postaer Sandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein, Warthauer Sandstein, Königgrätzer Sandstein; Foto: Stephan Falk, Berlin.
Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss, Berlin
Architekten: Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin)
Verwendeter Naturstein: Cottaer Sandstein, Postaer Sandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein, Warthauer Sandstein, Königgrätzer Sandstein
Begründung der Jury: Nachbauten, in welcher Form auch immer, zählten durch alle Jahrhunderte hindurch zum Aufgabenbereich von Baumeistern und Architekten. Für die Vertreter der Moderne kamen Rekonstruktionen dagegen mehrheitlich einer Geschichtsklitterung gleich. Erst mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden erhielt die Rekonstruktion in der breiten Bevölkerung eine große Zustimmung. Unabhängig des Expertenstreits stellt jede bauliche Nachbildung eine enorme Herausforderung an Planer, ausführende Firmen und Bauherrschaften dar.

Sieger Kategorie: „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“: Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss, Berlin; Architekten: Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin); verwendeter Naturstein: Cottaer Sandstein, Postaer Sandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein, Warthauer Sandstein, Königgrätzer Sandstein. Foto: Stephan Falk, Berlin.Angesichts des Aufwands, der Präzision in der Ausführung, aber auch der Wirkung der raumhaltigen Fassade des Berliner Schlosses, verblasst der akademische Streit vor der handwerklichen Leistung, auch wenn zur Planung und Ausführung neben notwendigen Handarbeiten modernste Maschinen zum Einsatz gekommen sind. Unabhängig davon ist die neue, nach den historischen Dokumenten wiedererrichtete Außenwand ein grandioses Beispiel für Nachhaltigkeit. Sie ist dauerhaft, ihr Material, den Naturstein betreffend, beinhaltet wenig graue Energie, und die Lebenszykluskosten, sind trotz hoher Primäraufwendungen, günstig.

Sieger Kategorie: „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“: Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss, Berlin; Architekten: Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin); verwendeter Naturstein: Cottaer Sandstein, Postaer Sandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein, Warthauer Sandstein, Königgrätzer Sandstein. Foto: Franco Stella, Berlin, Vicenza.Für die architektonische Bewertung steht jedoch die ästhetische Nachhaltigkeit als Ergebnis der technischen und ökonomischen Aufwendungen an vorderer Stelle. Dabei spielt es keine Rolle, wann der Entwurf entstanden ist, allein, welche materielle und gestalterische Qualität er hat. Eben diese Qualität wird es sein, an der sich die Betrachter über viele Generationen hinweg erfreut haben und in Zukunft lange Zeit erfreuen werden.
 

Sieger Kategorie: „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“

Sieger Kategorie: „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“: Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande, Reichelsheim; Architekten: Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Wiesbaden; Fotos: Annette Barnett, Wiesbaden.
Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande, Reichelsheim
Architekten: Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Wiesbaden
Fotos: Annette Barnett, Wiesbaden

Sieger Kategorie: „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“: Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande, Reichelsheim; Architekten: Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Wiesbaden.Begründung der Jury: Auf einem Anwesen, welches durch mehrere unterschiedlich ausgerichtete Gebäude gekennzeichnet ist, wird der Garten zu einem verbindenden Element. Er erzeugt ein räumliches Kontinuum, in welchem die Bauten einerseits in ihrer Individualität zur Geltung gebracht werden, andererseits sich aber auch zu einer Gesamtkomposition vereinen. Besonders reizvoll ist der Umgang mit der Topografie des teilweise nach Süden abfallenden Geländes. Auch die Detailausbildung folgt der Idee, dem Gartenraum einen einheitlichen Charakter zu verleihen. Die einzelnen Räume sind wohltuend harmonisch gegliedert und entwickeln dennoch eigene Charaktere.

Sieger Kategorie: „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“: Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande, Reichelsheim; Architekten: Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Wiesbaden.Dieser Ansatz wird unterstützt, indem der Kohlplattler Muschelkalk eine durchgängige Verwendung findet. Als Pflaster und Plattenbelag am Boden wie auch für Stützmauern und Treppen wird das Material in unterschiedlichsten Situationen eingesetzt. Sogar Sitzmöbel und Wasserelemente sind daraus gearbeitet. Besonders hervorzuheben sind dabei die materialgerechte Verwendung der Formate wie auch die Qualität der Oberflächen. Sorgfältig ist auch die Gestaltung der Bepflanzung, welche in ihren unterschiedlichen Strukturen gut auf die feine Materialität des Muschelkalkes reagiert und ein anregendes Wechselspiel von Stein und Pflanze, von Licht und Schatten auslöst.

Die Jury setzte sich zusammen aus 6 namhaften Architekten sowie 5 Vertretern der Natursteinbranche:
Jury Architekten BDA / bdla / bdia:
• Susanne Wartzeck (Präsidentin Bund Deutscher Architekten (BDA))
• Prof. Arno Lederer (Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten BDA)
• Prof. Gesine Weinmiller (Weinmiller Großmann Architekten BDA)
• Prof. Felix Waechter (Waechter + Waechter Architekten BDA)
• Till Rehwaldt (Präsident Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla))
• Pia A. Döll (Präsidentin Bund Deutscher Innenarchitekten (bdia))

Jury Mitglieder DNV:
• Joachim Grüter (Präsident DNV, Würzburg)
• Hermann Graser (Vizepräsident DNV)
• Thomas Hippelein (DNV)
• Heinrich-Georg Hofmann (DNV)
• Ulrich Klösser (DNV)

In der demnächst erscheinenden Dokumentation werden die Siegerprojekte sowie sämtliche für den Architekturpreis nominierten Projekte vorgestellt.

Deutscher Naturstein-Preis

Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.

See also:

(08.07.2020)