Im Moseltal lädt das Weingut Longen-Schlöder Besucher zu Übernachtungen weit weg von Internet und TV
Überall in Europa und rund ums Mittelmeer findet man im Hinterland unscheinbare Gebäude, die ehemals für die Hirten als Unterstand oder für die Bauern zum Abstellen ihrer Gerätschaften dienten. Viele befinden sich im Zerfall, manche wurden schon gerettet. Ihre Kennzeichen ist, dass sie sehr klein und meist aus Trockenmauerwerk errichtet sind. In den Weinbergen kennt man sie ebenfalls, als Winzerhäuschen oder Weinberghäuser werden sie bezeichnet. Als Trulli kennt man sie rund um s Mittelmeer.
Im Moseltal hat das Weingut Longen-Schlöder in Longuich nun auf diese alten Gebäudetradition zurückgegriffen: für Gäste, die ein paar Tage dort verbringen wollen, sind 20 Winzerhäuschen errichtet worden. Sie haben nur 20 Quadratmeter Fläche, nicht viel Möbel und ein einfaches Bad, und sind von ihrer Form her nicht mehr als eine Schachtel mit einem Dach obendrauf.
Das aber ist Programm: „Es ist ein Logenplatz voller Ruhe, Muße zur Ich-Zeit und Entschleunigung inmitten der Natur“, heißt es auf der Webpage des Weinguts. Dort findet man auch eine lange Liste an Dingen, die es in der Anlage zwischen Obstbäumen nicht gibt: TV, Internet, Wellnessprogramm.
Der Lebensstil heißt hier: zurück zu Einfachheit und Natürlichkeit.
Passend zur Geologie des Moseltals sind die Häuschen deshalb mit Schiefer verkleidet. Die Art der Verkleidung erinnert an Trockenmauern. Zu jedem Häuschen gehört eine Terrasse und ein Garten, die auch Sichtschutz sind.
Es gibt sie allein stehend, in Zweiergruppen mit Abstand oder in einem Sechserrarangement (hier ohne Schiefer und mit Flachdach).
Zum Inneren: „Viel Holz, viel Weiß, natürliche Stoffe und naturbelassene Materialien bestimmen die Einrichtung“, heißt es weiter. Frühstück gibt’s im Restaurant im Haupthaus des Weinguts, Weinverkostungen, Tagungen, Seminare und individuelle Feiern sind möglich.
Für die Architektur hatte das Winzergut das Büro Matteo Thun aus Mailand gewonnen. Den Bau leiteten die Architekten von Stein, Hemmes & Wirtz, die in der Gegend zuhause sind. Johannes Cox war der Lanschaftsarchitekt.
Architekten Stein Hemmes Wirtz
Fotos: Linda Blatzek
Übrigens: Wie sich Weinbau und Tourismus im Modeltal an den Klimawandelt anpassen können, wird in dem Forschungsprojekt „Mosel-AdapTiV“ der Universität Trier und der Kommune Traben-Trarbach untersucht.
(29.07.2020)