Corporate Architecture mit Naturstein für das Weingut Maison Delas Frères

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Die Architekten des Büros Carl Fredrik Svenstedt haben eine markante Gebäudefassade wie einen Theatervorhang in einem Rhônestädtchen platziert

Frankreich hat eine große Tradition im Bauen mit Massivstein, also mit kleinen Blöcken, die passgenau zusammengesetzt werden, und ein aktuelles Projekt spielt im wahrsten Sinne des Wortes großes Theater damit: es ist der Neubau für das Weingut Maison Delas Frères im Örtchen Tain-l’Hermitage im Rhônetal in Frankreich (Département Drôme). Das Projekt wurde mit einem der französischen Preise für Natursteinarchitektur des Jahres 2019 ausgezeichnet.

Großes Theater ist das Bauwerk insofern, als es eine unübersehbare Firmenarchitektur (Corporate Architecture) in dem beschaulichen Winzernest platziert hat, und weil diese Architektur wie ein monumentaler Bühnenvorhang daherkommt, der vielleicht soeben zugezogen wurde und nach einer großen Aufführung noch ein wenig in sich nachschwingt.

80,5 m ist diese Mauer lang, zwischen 6,90 und 8,10 m hoch (weil es eine Steigung im Gelände gibt), und aus 303 massiven Sandsteinblöcken (mit Maßen von circa 2 m Höhe x 1,10 m Breite x 55 cm Dicke) zusammengesetzt. Sie begrenzt auf der einen Seite die neuen Gebäude des Weinguts mit den Tanks und dem Verkaufsraum, die hinter einer zusätzlichen Glaswand liegen. Gleichzeitig schützt sie die gesamte Anlage vor direkter Sonneneinstrahlung.

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Der Stein mit seiner großen Masse fungiert hier als Bollwerk gegen Wärme beziehungsweise Kälte von außen.

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Auf der anderen Seite ist die Außenwand deshalb ebenfalls aus Stein. Hier aber handelt es sich um einfache Pfeiler, zu denen die Massivblöcke aufgestapelt sind. Auf dieser Seite ist alles rechteckig und deutet Bewegung allenfalls in der versetzten Anordnung der Pfeiler an, auf der anderen Seite mit dem Theatervorhang ist alles hingegen unübersehbar rund und in Schwingung.

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Was man von außen nicht sieht, sind die Stahlkabel, die im Inneren des Vorhangs für Stabilität sorgen. Dick sind diejenigen Seile, die von oben nach unten verlaufen und im Fundament verankert sind. Da sie mit rund 10 t Spannung angezogen sind, stecken sie in Metallhülsen. Andernfalls könnten sie an manchen Stellen den Stein sprengen.

Auch in Querrichtung verlaufen Stahlseile durch die Wand. Sie sind jedoch viel dünner.

Bei solch einer Konstruktion und den vielen vorbereitenden Berechnungen denkt man an große Kosten. Klar, denn es ist ein Bau der Luxusklasse, mit dem Deutz-Delas Frères, die berühmte Champgner- und Weinmarke, sich ein wiedererkennbares Markenzeichen bauen ließ.

Wenn man aber die Kosten mit üblichen Bauweisen vergleicht, so liegt man bei der gesamten Anlage um 30-40% unter dem, was der Auftraggeber dafür in Stahlbeton bezahlt hätte.

Hier kommen zahlreiche Qualitäten zum Tragen, die den Stein als Baumaterial auszeichnen:
* da jeder Block hier seine eigene Geometrie hat, würden die Kosten in die Höhe schießen, wenn man 303 verschiedene Gussformen für die Blöcke herstellen müsste; das Zuzuschneiden des Steins mit modernen Seilsägen ist billiger und zudem zudem viel schneller möglich;
* außerdem hat der Naturstein auch vom Standpunkt des Energieverbrauchs und der CO2-Freisetzung im Vergleich zu Stahlbeton um viermal bessere Werte;
* schließlich, und nicht zuletzt: mit dem Stein gewinnt die Architektur eine besondere Eleganz – gespannt darf man sein, wie das Ganze wirkt, wenn die Zeit es mit Patina überzogen haben.

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Groß waren die Anforderungen an alle Beteiligten. Für das Zuschneiden der Blöcke zum Beispiel musste ein spezieller drehbarer Tisch entwickelt werden, und auch das Bohren der Führungen für die Seile durch die einzelnen Blöcke verlangte besonderes Knowhow.

Die Genauigkeit beim Sägen der Steine betrug +/- 1 mm, und auf die gesamte Länge der Mauer beläuft sich die Abweichung auf nicht mehr als 1 cm.

Die Stahlseile können übrigens nachgespannt oder ausgetauscht werden, ohne dass man die ganze Mauer abreißen müsste.

Da waren Experten am Werk, resümiert die französische Fachzeitschrift Pierre Actual in ihrer detaillierten Beschreibung (9/2018) und jubelt: „Verrückt! Einzigartig!“

Verwendet wurde der Sandstein Pierre des Estaillades, der in Brüchen flussabwärts gewonnen wird.

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

Zu der Anlage gehört auch ein historisches Herrenhaus, das mit Gästezimmern und für Weinproben umgebaut wurde. Es kann sich optisch neben der schieren Masse des steinernen Vorhangs behaupten.

Die gesamte Anlage ist übrigens erdbebensicher ausgelegt.

Weitere beteiligte Firmen:
* Printemps des Pierres, Carrières de Provence
* Atelier du Grain d’Orge
* Stono
* Processtone
* Becamel Mallard
* Maya
* Christophe Ponceau, Melanie Drevet

Carl Fredrik Svenstedt Architect

Deutz Champagne Delas Frères

Pierre Actual 9/2018 (französisch)

Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.Carl Fredrik Svenstedt Architect for Deutz Champagne Delas Frères.

See also:

(14.04.2020)