Versteinerte Baumfarne im Thüringer Wald: Spuren von Pilzen und Ausscheidungen von Tieren, die vor 298 Millionen Jahren im Holz lebten

Die Vergrößerung eines Ausschnitts des Stamms eines fossilen Baumfarns aus Manebach zeigt Zellen der Millionen Jahre alten Pflanze.Die Fundstelle von Manebach bietet einem Forscherteam um Paläobotaniker der Bergakademie Freiberg immer wieder unerwartete Erkenntnisse

Ein versteinerter, schwarzer Baumstamm hat es Professor Ronny Rößler, Direktor des Museums für Naturkunde Chemnitz und Honorarprofessor für Paläobotanik an der TU Bergakademie Freiberg, angetan. Das Besondere daran wird erst beim Blick ins Mikroskop deutlich: Im fossilen Baumstamm aus Manebach wurden während des Prozesses der Versteinerung Mikrometer kleine Pflanzenzellen mit Quarz gefüllt und auf diese Weise dreidimensional konserviert.

Und mehr noch: In diesen Zellen entdeckte das Team um Prof. Ronny Rößler eine bisher unbekannte fossile Mikrowelt – Spuren von Pilzen und Ausscheidungen von Tieren, die in dem Baumstamm lebten.

„Diese fossilen Kleinstlebewesen innerhalb der Gewebe erschließen der Paläontologie einen Mikrokosmos ökologischer Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren und Pilzen, der für die Perm-Zeit bisher weitgehend unerforscht ist“, erklärt Steffen Trümper, der an der TU Bergakademie Freiberg und am Museum für Naturkunde Chemnitz zu den Funden in Manebach promoviert.

Die Forscher mehmen auch die Jahresringe der versteinerten Baumstämme und Äste unter die Lupe. „Holzringe bezeugen den Witterungsverlauf über Jahre, sodass wir anhand der Versteinerungen das Klima damals rekonstruieren können“, ergänzt Prof. Ronny Rößler, der die Geologie-Studierenden seit 2019 gemeinsam mit Prof. Jörg Schneider von der TU Bergakademie Freiberg bei den Grabungen in Manebach anleitet.

Aus den Zuwachsringen im versteinerten Holz sowie aus den Sedimenten und Fossilien insgesamt kann man schließen, dass das Klima in jener Weltgegend ehemals tropisch-wechselfeucht war.

Polierte Scheibe des Stamms eines fossilen Baumfarns aus Manebach.

Thüringen lag damals auf anderen geographischen Breiten als heutzutage und kam erst mit der Kontinentalverschiebung dorthin auf die Erdkugel, wo man es aktuell findet.

In der Perm-Zeit vor ca. 299 Mio. Jahren bis vor ca. 251 Mio. Jahren wuchsen jene Farnbäume in einer dicht bewachsenen Flusslandschaft und wurden wahrscheinlich im Uferbereich von Seen mit Sediment zugedeckt.

Zur exakten Datierung der Versteinerungen schickten die Forscher Proben einer fossilen Vulkan-Asche, welche bei den Grabungen ebenfalls entdeckt worden war, nach Dresden, wo diese an den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen mittels Uran-Blei-Datierung untersucht wurde. Ergebnis: die Stämme und die sie einbettenden Gesteine aus Manebach sind 298 Millionen Jahre alt.

Von den neuen Erkenntnissen aus Manebach und weiteren Untersuchungen erhoffen sich die Forscherinnen und Forscher auch, die Wechselwirkungen von Atmosphäre und Biosphäre damals und heute besser zu verstehen.

Schon seit dem 18. Jahrhundert werden in Manebach Fossilien gefunden. Die Funde begründeten die Paläobotanik als eigenständige Forschungsdisziplin.

Die aktuellen Forschungen mit einer Förderung in Höhe von insgesamt etwa 350.000 € von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sind Teil eines internationalen Projekts, in dem die TU Bergakademie Freiberg und das Museum für Naturkunde Chemnitz mit der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie München und dem Trinity College Dublin zusammenarbeiten.

Quelle: Technische Universität Bergakademie Freiberg

Fotos: Manfred Barthel / Museum für Naturkunde Chemnitz

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(10.10.2020)