Der Pfeil-Verlag hat Satellitenfotos der TanDEM-X-Mission des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) veröffentlicht
Die Einschläge von Asteroiden, verbunden mit der Entstehung von Einschlagkratern, sind ein fundamentaler Prozess im Sonnensystem; mit ziemlicher Sicherheit sogar darüber hinaus. Zwischen 2010 und 2016 hat die deutsche X-Band Radarmission TanDEM-X, geleitet und betrieben vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das erste hochaufgelöste globale digitale Höhenmodell der festen Erdoberfläche erstellt. Forscher haben mit Hilfe dieser Daten den ersten topografischen Atlas aller heute bekannten terrestrischen Einschlagkrater erstellt, der nun im Pfeil-Verlag veröffentlicht wurde. Neben den Fotos geht es um die Vorgänge beim jeweiligen Einschlagprozess, die Grundlagen der Radarfernerkundung im Allgemeinen sowie der TanDEM-X Raumfahrtmission im Speziellen.
Beteiligt an der Aufbereitung der Daten waren der Geologe Prof. Dr. Thomas Kenkmann vom Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften der Universität Freiburg, der Mineraloge Prof. Dr. Wolf Uwe Reimold von der Universität Brasilia/Brasilien und Dr. Manfred Gottwald vom DLR.
Gezeigt werden in dem zweibändigen Atlas Einschlagkrater der Erde in mehr als 200 hochaufgelösten topografischen Karten, ergänzt durch geologische Beschreibungen sowie einer Vielzahl von Aufnahmen dieser Strukturen. Das Werk vermittelt für jeden Kontinent einen umfassenden Überblick.
Als die Planeten und ihre Monde in der protoplanetaren Scheibe des sich gerade bildenden Sonnensystems am Entstehen waren, spielten Einschläge auf ihren Oberflächen eine wichtige Rolle. Auch später beeinflussten sie die Entwicklung der Planeten. Der Einschlag großer Projektile wirkte sich auf der Erde sogar auf die Entwicklung des Lebens aus.
In den zurückliegenden 50 Jahren hat uns die interplanetare Raumfahrt die Kartierung der kraterübersäten alten Oberflächen unserer Nachbarn im Sonnensystem ermöglicht. Auf unserem Heimatplaneten repräsentiert die heutige Anzahl der weltweiten Einschlagkrater dagegen nur einen Bruchteil dessen, was die Erde im Lauf ihrer Geschichte an Einschlägen erfahren hat. Tektonische Aktivität, Erosion und Verwitterung sowie Sedimentation hat den Großteil dieser Einschlaghistorie ausgelöscht. Der übrig gebliebene Anteil ist von diesen geologischen Prozessen oft bis zur Unkenntlichkeit verändert oder im Untergrund unseren Blicken entzogen.
Die Kartierung dessen, was von den Einschlägen der Vergangenheit heute noch auf der Erdoberfläche zu sehen, ist kann von Satelliten aus erdnahen Umlaufbahnen erfolgen. Oft behindert dabei die Erdatmosphäre infolge dichter Bewölkung oder starker Luftverschmutzung den freien Blick oder entzieht fehlende Ausleuchtung durch die Sonne den Erdboden einer genauen Betrachtung. Jedoch können wir heute mit Methoden der Fernerkundung, entwickelt in den zurückliegenden Jahren, die Herausforderung erfolgreich bewältigen, die Erdoberfläche mit hoher Präzision zu kartieren.
Gottwald, M., Kenkmann, T., Reimold, W. U. (2020): Terrestrial Impact Structures. The TanDEM-X Atlas. Part 1 and 2., Pfeil-Verlag, München, ISBN: 978-3-89937-261-8, 128 €.
Quelle: Universität Freiburg, Pfeil-Verlag
(15.11.2020)