Dr. Carlo Montani: 56% der weltweiten Steinproduktion kommen aus Brüchen in Asien (einschließlich der Türkei)

Dr. Carlo Montani bei der Pressekonferenz auf der Marmomac 2019.

Das Statistik-Jahrbuch verzeichnet nach Jahren des Wachstums für 2019 erstmals eine Abkühlung sowohl in der Gewinnung als auch im weltweiten Handel

Nach Jahrzehnten kontinuierlichen Wachstums, verzeichnete die weltweite Natursteinbranche 2019 gegenüber dem Vorjahr erstmals eine Abkühlung: die Gewinnung stieg nur um +1% an, das waren brutto 316 Millionen t (inklusive der Abfälle, die nicht verwertet wurden) und netto 91 Millionen t. Der internationale Warenaustausch – gekennzeichnet davon, dass Naturstein oft nicht in denjenigen Ländern verbraucht wird, wo er abgebaut wurde – verringerte sich um (-)0,8%. Diese Zahlen finden sich in der 31. Ausgabe des Statistik Jahrbuchs „XXXI Rapparto marmo e pietre nel mondo 2020 / XXXI Report marble and stones in the world 2020” von Dr. Carlo Montani. Analysiert wird das Jahr 2019.

Anders als in den Vorjahren, gab es diesmal keine Präsentation auf der Marmomac – klar: Corona. Aber Montani stellte sein jüngstes Werk nicht einmal virtuell selber vor – das übernahm jemand anderes im Rahmen der Marmomac Restart. Das Video davon ist jedoch bisher nicht im Netz online gestellt worden, anders als von der Messe versprochen.

Zahlreiche Trends der Vorjahre bestätigten sich 2019.

Drei Länder (China, Indien und die Türkei) haben mehr die Hälfte (56%) der Weltproduktion an Naturstein inne.

Insgesamt nahm die Bedeutung Asiens für die Branche zu. Aus dem Kontinent, zu dem Montani geografisch auch die Türkei dazuzählt, kommen inzwischen 56% der weltweiten Produktion. Und auch ein Großteil des Natursteinhandels wird innerhalb dieses Wirtschaftsraumes abgewickelt beziehungsweise geht aus anderen Lieferländern dorthin.

Bei den Exporteuren hat Indien China vom 1. Platz verdrängt.

Indien hat inzwischen den Platz 1 unter den Exporteuren erreicht: es kam mit einem leichten Anstieg auf knapp 13 Millionen t im Jahr 2019. Der größte Teil davon ging nach China und zwar in Form von Blöcken. China seinerseits liegt unter den Exporteuren nur noch auf Platz 2 der weltweiten Rangliste.

Aber China ist so oder so ein big fish: dorthin exportieren auch die Türkei, Brasilien und der Iran große Mengen an Rohblöcken. Sie sind die Länder auf den Plätzen 3, 4 und 5 der Rangliste der Exporteure.

China hat in der Branche damit zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal als Weltmacht. Man darf gespannt sein auf die kommenden Jahre, wenn das Land in Sachen Naturstein-Design und Architekturideen richtig auf Touren gekommen ist.

Unter den einzelnen Ländern, die Montani wie üblich genauer betrachtet, wollen wir den Iran herausgreifen. Das Land hat trotz aller Sanktion aus dem Westen in den letzten Jahren in seiner Steinbranche ein beachtliches Wachstum erzielt. Inzwischen liegt es weltweit auf dem 4 Platz in der Steingewinnung und, wie bereits gesagt, auf dem 5. Platz der Exporteure, wobei man dazusagen muss, dass diese Lieferungen fast ausschließlich nach Asien gehen. Während nach China die Rohblöcke gehen, schafft es die Steinbranche des Landes, auch Endprodukte zu verkaufen, dies vor allem in die Nachbarländer.

Montani weist gleichzeitig daraufhin, dass das Land, in dem bei vielen Gütern Knappheit herrscht , einen „überdurchschnittlichen Konsum an Naturstein“ habe.

Weiterhin sind die USA weltweit das wichtigste Zielland für Lieferungen von Endprodukten. Brasilien hat hier China vom 1. Platz verdrängt, lag aber 2019 weiterhin weit entfernt von seinem Exportmaximum im Jahr 2013. Die Türkei konnte hier im Wesentlichen nur mit billigen Waren punkten, Griechenland schnitt wie üblich gut ab.

Als Kontinente, wo sich Investitionen sowohl in den Natursteinkonsum als in die Gewinnung lohnen, nennt Montani Afrika und Lateinamerika, wo es bisher – mit Ausnahme von Ägypten beziehungsweise Brasilien – keine wirkliche Steinbranche gebe. Als einzelne Länder nennt er Russland und Südafrika.

Wie üblich widmet sich Montani auch in der 31. Ausgabe seines Jahrbuchs den Konkurrenten der Natursteinbranche und erwähnt, dass auch die Keramikindustrie aktuell kein großes Wachstum vorweisen könne.

Jedoch bei den Kunststeinen, also Engineered Stones und Konglomeraten habe sich der Aufwärtstrend der letzten Jahre fortgesetzt. Er spricht von einer „Austauschbarkeit“ der beiden Produktsorten, und meint damit wohl, dass dem Verbraucher nicht recht klar sei, was der Unterschied zwischen beiden ist, und dass die Steinbranche in ihrem Marketing stärker darauf eingehen müsse.

Überhaupt: wie schon in den Jahren zuvor fordert er mehr Marketing seitens der Steinbranche.

Das Buch „XXXI Rapporto marmo e pietre nel mundo 2020 / XXXI Report Marble and Stones in the World 2020“ ist zweisprachig (Italienisch und Englisch), hat gut 280 Seiten und ist bei Aldus Casa di Edizioni, Carrara erschienen. Es kann für 30 € als pdf von der Webpage des Verlages Aldus Casa di Edizioni heruntergeladen werden.

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(04.12.2020)