Das Studio für Innenarchitektur atelier tao+c gestaltete für die noch junge Marke „Momic“ einen Verkaufsraum in der Millionenstadt Hangzhou in China
Ihre Innenarchitektur für den Showroom erinnere an den „Retro-Futurismus“ aus Stanley Kubricks Filmen, schreiben die Designer. Es handelt sich um einen Verkaufsraum für die noch junge Uhrenmarke „Momic“ (Moments of Magic), die mit dieser Gestaltung natürlich ein wiedererkennbares Zeichen setzen will. Der Shop befindet sich in der chinesischen Millionenstadt Hangzhou (Provinz Zhejian). Die Architekten waren Tao Liu, Chunyan Cai, Haojia Song, Lin Guo vom Designbüro atelier tao+c.
Radikal ungewöhnlich ist die wilde Mischung aus Farben, Formen und vor allem Materialien, die sie gewählt haben: es gibt eigentlich nicht wirklich Verkaufstresen oder Präsentationsschränke, wie man sie kennt; statt dessen finden sich in dem Raum mit 96 m² Fläche sehr unterschiedliche Objekte, diese sind an der Wand angebracht, auf Säulen aufgestellt oder scheinbar frei schwebend im Raum.
Das alles spiegelt sich in den Spiegeln an der Decke, so dass man meinen kann, es mit Konfusion mal zwei zu tun zu haben.
Aber Konfusion ist nicht das richtige Wort, denn es meint Verwirrung und Unsicherheit. Das Drehbuch für den Weg durch den „Momic Watch Assembly Store“, so der Name, jedoch definiert exakt die Punkte, die der Kunde ansteuern soll, dies mit Hilfe von Gestaltungsinseln:
* das fast freischwebende Rund in blauem Metall ist der Bereich der Uhren für die männliche Kundschaft und steht für die industrielle Entwicklung;
* die Bereiche mit verschiedenen Sorten Marmor wirken kompakt und verlässlich und symbolisieren das Bauen, die Tradition, aber auch Kunst und Business; dort findet man die Uhren für Interessierte an Sport, Kunst oder an kleineren Produkten;
* Acryl steht für Futurismus: an der Wand angehängt und knallrot gefärbt sind jene Regale, wo es um die Uhren mit besonderen Farben geht;
* Blau und Grau bestimmen das schlichte Rechteck jenes Verkaufstischs, wo die Kunden sich selber bedienen können und wo sich auch die Kasse befindet;
* Platz für die Uhren aus der Minimalismus-Kollektion bietet der bis zum Boden reichende Quader aus grauem und durchsichtigem Kunststoff;
* für brandneue Produkte gibt es ein Volumen mit kleinformatigen Fliesen, wie man sie früher in den Badezimmern fand. Allerdings ist auch hier das Material hochwertig, nämlich weißer Marmor mit feinen Aderungen.
Hinter der Gestaltung steckt ein präzises Verkaufskalkül: zum einen soll das eigene Gefühl die Kunden zu den Produkten leiten; zum anderen ist die Größe der waagerechten Präsentationsflächen so ausgewählt, dass die beim Uhrenkauf üblichen Bewegungsabläufe optimal ausgeführt werden können. Das gilt auch für die Höhe, in der sich die Präsentationen befinden, schreiben die Architekten in ihrer Presseerklärung.
Ganz im Stil der Postmoderne gibt es viele Bezüge zu vielen Stilen: es gibt zahlreiche Säulen aus Marmor, wie man sie aus vergangenen Jahrhunderten kennt; jedoch sind sie nicht wirklich aus massivem Stein, sondern nur damit verkleidet. Ähnliches gilt für die Säulen mit Metallverkleidung.
Die Massivität der Materialien, die hier vorgespielt wird, soll für den Besucher die Dimensionen Raum und Zeit erkennbar machen, so die Architekten.
Materialien sind: Marmor (Dark Green, Persian Gold, Rosso Lepanto, Ariston White), farbiges Acryl, transparenter Polycarbonat Kunststoff, Kunststein, Fliesen, Highlight-Lack, Edelstahl.
Die Steinarbeiten führte die Firma Shanghai Hengguan Construction aus.
Foto: Wen Studio
(28.12.2020)