Kunstinstallation auf dem Science and Engineering Quad der Stanford University: wie ein Spielplatz fürs Denken mit 12 überdimensionalen Murmeln aus farbigen Steinen

Alicja Kwade: „Pars Pro Toto“.

Die Künstlerin Alicja Kwade hat die Kugeln für den Campus zwischen den Gebäuden der School of Engineering geschaffen

Eine Kunstausstellung, zu der ein geologisches Glossar über die verwendeten Steinsorten gehört? Auf dem Science and Engineering Quad der Stanford University ist das möglich: Dort sind zwölf bunte Steinkugeln mit dem Titel „Pars Pro Toto“ internationalen Künstlerin Alicja Kwade installiert, deren Durchmesser von 40 cm bis zu 2,50 cm reicht und die aus Naturstein aus 8 Ländern bestehen.

Sie stehen für die weltweite Ausdehnung der Wissenschaft, während die quadratische Anordnung der Institutsgebäude das Ziel hat, die ehemals über den Campus verstreuten Disziplinen zusammenzuführen. Kommunikation, Inspiration und Innovation stehen im Fokus des Kunstwerks und der Stanford School of Engineering, genauso wie tiefer Respekt vor der Natur und menschliche Kreativität.

Alicja Kwade erklärt: „Die Arbeit ist eine dreifache Reflexion: Sie lässt uns zu Riesen werden, die ein Sonnensystem in Menschengröße durchstreifen, aber sie erinnert uns auch daran, dass wir gegenüber dem sich ständig ausdehnenden Universum zwergenhaft klein sind. Wir werden uns bewusst, dass unsere Erde nur eine winzige Kugel ist, jene blaue Murmel, die in unserem geozentrischen Horizont schwebt.“ Die Künstlerin ist bekannt für Installationen, in denen es immer wieder um den Weltraum und die Planeten geht.

Die Verteilung der einzelnen Elemente von „Pars Pro Toto“ wurde durch den Zufall bestimmt: die Künstlerin warf Kugeln auf ein Modell des Stanford Science and Engineering Quad. Ihre Aktion erinnerte an ein höheres Wesen, das mit diesen planetenähnlichen Kugeln Murmeln spielt und so ein neues Universum erschafft.

Das Science and Engineering Quad der Stanford University.

Die Natursteine stammen aus 3 verschiedenen Kontinenten von unserem Planeten. Das Material der Steinr selbst, mit Schichten, die sich über Milliarden von Jahren gebildet haben, wirkt wie eine Art Zeitskala. Jeder Winkel der Welt und jede Schicht der Erde bringt eine Vielzahl von Steinsorten, Farben und Texturen hervor, so dass kein Stein dem anderen gleicht. Getreu der Bedeutung des lateinischen Ausdrucks pars pro toto – „ein Teil für das Ganze“ – zeigen die Steine einzeln und zusammen die Mikro- und Makroskalen unserer Welt.

Am Fuß der Webseite gibt es ein Glossar mit geologischen Definitionen und Beschreibungen, verfasst von Donald R. Lowe. Der Max-Steineke-Professor an der Stanford School of Earth, Energy & Environmental Sciences erklärt mit wenigen Worten wissenschaftliche Begriffe wie Magma-, Sediment- und metamorphes Gestein und gibt auch einen kurzen Einblick, was ein Marmor und was ein Gneis ist. Zu jedem der von der Künstlerin verwendeten Steine gibt er eine kurze Beschreibung, woher das Material kommt, wie alt es ist und mehr.

Alicja Kwade.

Alicja Kwade wurde 1979 im damals kommunistischen Polen geboren und flüchtete im Alter von 8 Jahren mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Sie studierte später an der Universität der Künste in Berlin. Ihre Erfahrungen auf beiden Seiten der Berliner Mauer prägen ihre Untersuchungen über die Strukturen unserer Realität und die Rolle der Wahrnehmung in der Gesellschaft. Ihre vielfältige Praxis basiert auf Konzepten von Raum, Zeit, Wissenschaft und Philosophie. Sie kreiert skulpturale Objekte, öffentliche Installationen, Videos oder Fotografien.

Unten auf der Webseite finden sich auch einige Informationen über den in Berlin ansässigen Steinmetz Frank Rüdiger, der die von der Künstlerin ausgewählten Steine bearbeitet hat.

Bitte beachten Sie: Aufgrund von Covid-19 ist der Stanford-Campus nur für Studenten, Fakultätsangehörige, Mitarbeiter und Postdocs mit Genehmigung erlaubt.

Stanford University: „Pars pro Toto“

Video

Alicja Kwade

Fotos: Andrew Brodhead / Stanford University

See also:

(29.04.2021)