2021 war für die türkische Natursteinbranche ein „Goldenes Jahr“

Quelle: IMIB

Das Land erreichte bei den Exporten nach Wert ein Plus von +20,54% gegenüber dem Vorjahr, und gegenüber 2019, dem letzten Normaljahr vor der Pandemie, immerhin +13%

Von einem „Goldenen Jahr“ für die Natursteinbranche der Türkei sprechen die Chefs der türkischen Verbände im Bezug auf das Corona-Jahr 2021, und da steckt auch ein bisschen Selbstlob drin, denn im April fanden die Wahlen für die Verbandsspitzen statt. Gemeint ist mit dem „Goldenen Jahr“, dass man die richtigen Weichen gestellt und die zahlreichen staatlichen Mittel gut ausgegeben habe. Das ist ohne Zweifel wahr, denn: die Türkei erreichte im Jahr 2021 Natursteinexporte von 2,09 Milliarden US-$ – das war gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um +20,54% nach Wert und +20,31% nach Tonnage. Dies besagen die aktuellen Zahlen der Istanbul Mineral Exporters’ Association (IMIB)

Ein Teil dieses Anstiegs ist zwar auf Nachholfeffekte aus dem Corona-Jahr 2020 (1,735 Milliarden US-$, 6,46 Millionen t) zurückzuführen, als die Händler die Lager leerten, bevor sie neue Waren kauften. In jenem Jahr fuhr die Türkei ein moderates Negativ-Ergebnis von (-)6,8% nach Wert ein.

Aber auch im Vergleich zum letzten Normaljahr vor der Pandemie kann sich das Wachstum sehen lassen: gegenüber 2019 hat die Türkei 2021 ein Wachstum von +13% erzielt – was ja auch so schlecht nicht ist. Der Präsident des Verbands Tümmer, Ibrahim Alimoğlu, nennt in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Stone Times“ vom März 2022 diese Zahlen und gibt gleich die Erwartungen für die nahe Zukunft vor: „Wir wollen 2022 eine Summe von 2,5 bis 2,7 Milliarden US-$ erreichen.“

Alimoğlu, mit der Firma gleichen Namens ein Urgestein der Branche, meldet denn auch gleich Erwartungen an die Politik an: für ein weiteres Wachstum müsse die Vergabe von Steinbruch-Lizenzen erleichtert und beschleunigt werden. Auch sollte der Staat mit günstigeren Eneregiepreisen bessere Bedingungen für die Firmen schaffen. Wohlgemerkt: Naturstein ist ein Devisenbringer, auch in der Türkei.

Aber Alimoğlu sieht auch eine Bringschuld bei der Branche: in der Öffentlichkeit gebe es eine „negative Wahrnehmung“ gegenüber Steinbrüchen und Bergwerken und deshalb will er mehr Gewicht auf „Studien in Sachen PR legen und so öffentliche Stellen erreichen“.
Die Bedingungen dafür sind aktuell nicht schlecht. Erstens kooperieren seit etwa einem Jahr die insgesamt 16 Verbände aus der Mineralbranche – jahrzehntelang ging man eher getrennte Wege.

Zweitens die Zahlen auch, welche Bedeutung Naturstein innerhalb der Mineralbranche hat. Mevlüt Kaya, Präsident des Verbands EMIB, sagt in der selben Ausgabe von „Stone Times“: den mehr als 2 Milliarden US-$ an Stein stehen lediglich 467 Millionen an Zinkerz, 451 Millionen an Kupfererz und 422 Millionen an Eisenerz gegenüber.

Nur kurz ein paar Bemerkungen zu der Tabelle, für die wir die Analyse der Zeitschrift „Marble Trend“ (#57) herangezogen haben:
* den nach wie vor ungebrochenen Rekord bei den Natursteinexporten hatte die Türkei 2013 mit 2,225 Milliarden US-$ erreicht;
* die aktuelle Exportsteigerung geht wesentlich auf Endprodukte für die USA zurück. Die Lieferungen von Blöcken nach China und Indien schlagen in der Summe weniger zu Buche;
* neben Endprodukten aus Marmor kamen auch solche aus Travertin auf den Märkten gut an;
* in der Arabischen Welt gab es ein deutliches Nachfrage-Minus, geschuldet vor allem der diplomatischen Krise zwischen Ankara und Saudi Arabien wegen der Ermordung von des Journalisten Jamal Khashoggi: von den rund 131 Millionen US-$ in die Arabische Welt im Jahr 2020 blieb 2021 nur ein Drittel, nämlich 0,445 Millionen US-$.

Besonders ist an der Statistik ist, dass der Anteil an höherwertigen Produkten kontinuierlich zunimmt. Hier scheint sich das Engagement der Verbände IMIB und EIB zusammen mit der Messe Marble Izmir zugunsten von Produktdesign mit Naturstein positiv niederzuschlagen – immer mehr Unternehmer scheinen zum Beispiel das traditionelle Mosaik unter Einsatz von Waterjet neu zu erfinden.

Auch gibt es inzwischen einige Firmen, die sich Aufträge für große Bauprojekte an Land ziehen konnten. Bisher beschränkte sich das zwar meist auf die Türkei, aber zunehmend gibt es Projekte, die sich vom technischen Anspruch her auch international sehen lassen können.

Istanbul Mineral Exporters’ Association, IMIB

Aegean Exporters’ Associations, EIB

Turkish Marble, Natural Stone and Machinery Manufacturers, Tümmer

See also:

(11.05.2022)