Lieferanten sind Abbaustätten aus dem Gebiet von Saint-Maximin (Oise) et Soissons (Aisne), die im Bassin Lutétien liegen
Am 15. April 2019 brach der Brand im Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris aus. Inzwischen hat auch der Unterhaltungssektor sich des Themas angenommen: die Wanderausstellung „Notre-Dame de Paris, l’exposition augmentée“ zeigt in erweiterter Realität Marksteine aus der 850-jährigen Geschichte des Weltkulturerbes. Sie war schon auf der WorldExpo in Dubai, in Paris und in Washington D.C. zu sehen, wird bis Januar 2023 in Dresden in Deutschland gezeigt und soll anschließend wieder in die USA nach New Orleans gehen.
Der Regisseur Jean-Jacques Annaud hat den Kinofilm „Notre-Dame in Flammen“ gedreht, ein Dokumentarfilm mit dramatisierten Szenen vom Kampf der Feuerwehrleute gegen die Flammen. In einigen Ländern ist der Streifen schon in den Kinos zu sehen.
Nach der Phase der Sicherung des Bauwerks und des Wegräumens der Trümmer geht es inzwischen um die Beschaffung der Materialien für den Wiederaufbau. Den hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bis zum Jahr 2024 angekündigt: bis dann sollten zumindest Teile der Anlage originalgetreu wiederhergestellt und für Besucher zugänglich sein.
Im Dezember 2021 begann das Fällen der Eichen, aus denen der ursprünglich 96 m hohe Dachreiter (Flèche) rekonstruiert werden soll. Sein Zusammenstürzen in den Flammen war als Sinnbild der Brandkatastrophe um die Welt gegangen. Benötigt werden gewaltige Bäume, die mehrere Jahrhunderte alt und groß genug sind, dass man aus ihren Stämmen die benötigten langen Balken heraussägen kann.
Seit April werden auch die Kalksteine abgebaut, aus denen die zerstörten Gewölbe sowie Teile der Mauern erneuert werden. In einem aufwändigen Verfahren hatte das französische Geologieinstitut BRGM 9 Steinbrüche aus dem Gebiet von Saint-Maximin (Oise) et Soissons (Aisne) ausgesucht.
Es sind zwar nicht die originalen Abbaustätten, aber sie liegen allesamt im Bassin von Lutétien, wo auch die Steine vorher gewonnen worden waren. Das ist die weitere Umgebung von Paris, wo es vor rund 40 Millionen Jahren ein Meer gab und wo sich in den Sedimenten der Kalkstein bildete.
In Berichten in Zeitungen und im Fernsehen wird für die Gewinnung der Ersatzsteine besonders der Steinbruch von La Croix-Huyard genannt. Wie es heißt, kann man dort die größten Blöcke gewinnen und findet man auch das härteste und witterungsbeständigste Material.
Immer wieder wird betont, dass die Ansprüche an die Qualität des Steins besonders hoch sind: sowohl von der Optik als auch von der Festigkeit werden in einem rigorosen Verfahren nur die besten Stücke ausgewählt.
Das gilt besonders für den Wiederaufbau der Gewölbe.
Insgesamt würden rund 1000 m³ des Kalksteins benötigt, haben die offiziellen Stellen mitgeteilt.
So wie die Arbeiten Schritt für Schritt vorankommen, gibt es auch immer wieder positive Überraschungen. Besondere Entdeckungen machten zum Beispiel die Wissenschaftler des Archäologie-Instituts Inrap, als sie die Gelegenheit nutzten und den Boden im Mittelschiff hochnahmen. In dem Schutt dort stieß man auf einen Sarg aus dem Mittelalter, in dem vermutlich eine wichtige Persönlichkeit bestattet worden war.
Außerdem fanden sie zahlreiche Reste von steinernen Skulpturen oder Dekorelementen, von denen manche noch die originale Bemalung trugen. Eine Archäologin kündet in einem Video an, dass man für ein paar Jahre viel zu forschen habe und dass man danach mehr wisse, wie das Innere der Kathedrale ehemals ausgesehen habe.
Zuletzt war der Boden nach 9 Wochen mit archäologischen Ausgrabungen wieder verschlossen worden. Die Wiederauffüllung wurde jedoch nur mit Sand und Ton gemacht, wie es in dem Video heißt: man wolle kommenden Generationen ihren Weg zu den Schätzen von Notre-Dame nicht versperren.
Im Mai 2022 hatte der ehemalige Armeegeneral Jean-Louis Georgelin, von Macron als Koordinator des Projekts benannt, die Baustelle wieder einmal besucht und zum Fortgang der Arbeiten gesagt: „Ich war im Dezember in Mayenne, wo die Eichen für den Dachreiter gesägt wurden, und vor einigen Wochen im Hérault, wo die große Orgel restauriert wird. Ich freue mich, dass sich ganz Frankreich am Krankenbett von Notre-Dame einfindet.“
Im Juli 2022 hatte Kulturminister Abdul Malak betont, dass der Termin für 2024 eingehalten werde. Nach den Planungen soll am 14. April, fünf Jahre nach dem Brand, ein großes Te Deum in der Kathedrale stattfinden.
Zusammen mit der Wiederherstellung wird es auch eine Neugestaltung der unmittelbaren Umgebung geben. Die internationale Ausschreibung dazu hatte der belgische Stadtplaner Bas Smets gewonnen. Nach seinem Konzept wird viel Grün um die Kathedrale herum angepflanzt, um die Stadt an den Klimawandel anzupassen. Gleichzeitig will er die Architektur der Kirche besser zur Geltung bringen. Das Besucherzentrum wird unterirdisch auf die Ebene der Tiefgarage auf das Niveau der Seine verlegt.
„Notre-Dame de Paris, l’exposition augmentée“
(05.09.2022)