Kinder machen lange vor der Schulzeit eine Phase mit Steinen durch, die sie draußen auf dem Boden entdecken, aufheben, mit nach Hause bringen und zu verstehen versuchen. Eine vergleichbare Herangehensweise an die Geologie hat sich das Portal „Reisesteine“ von Focus Terra an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich einfallen lassen: Interessierte sind aufgefordert, Informationen zu Fundstücken vom Wegesrand oder aus dem Gelände auf die Website zu stellen.
Es geht um die Art des Gesteins, etwas zu seiner Geschichte, ein Foto zum Fundort und die Fundstelle mit geographischen Koordinaten.
Ein Kennzeichen der Beschreibungen ist, dass sie nur ein paar Sätze lang sind, ein anderes ist der Bezug zum Finder.
Als Beispiel zunächst jener Text von Kerstin zum Serpentinit, auf den sie bei der Ortschaft Kloten in den Schweizer Alpen gestoßen war: „Endlich Ferien – eine Reise durch die Schweiz. Nachdem wir im Lockdown dem schönen Wetter meist von drinnen zuschauen mussten, hofften wir auf viel Sonne. Doch unsere ersten Tage in Arosa hätten nicht verregneter sein können! Da wir kaum Aussicht hatten, erfreuten wir uns beim Wandern an der Geologie – besonders an den dunklen Hügeln aus Serpentinit, die aus dem weißen Kalkgestein hervorstachen.“
Dann folgt etwas Geologie: „Dieser Serpentinit ist ein Überbleibsel vom Ozean, der einst zwischen Mitteleuropa und Italien lag und während der Alpenbildung geschlossen wurde. Im Zuge der Gebirgsbildung wurden Fragmente des Ozeanbodens auf mehrere 1000 Meter über Meer verfrachtet. Als Teil dieses Ozeanbodens sind die Serpentinite Zeugen der gewaltigen Kräfte, welche unseren Planeten bis heute ununterbrochen verändern.“
Oder als anderes Beispiel der Text von Rob aus den Niederlanden zu dem „windgeschliffenen Granit“: Erzählt wird, dass jener Teil des Landes von den Eiszeiten geformt wurde, dass die Gletscher den Transport riesiger Brocken aus Schweden besorgten und dass später der Wind den kleinen Bruchstücken ihre heutige Form gab.
Teils sind die Texte nur in einzelnen Sprachen verfügbar.
Das Portal ist eine der vielfältigen Projekte von FocusTerra an der ETH. Ziel dieser Initiative ist, „in einem inspirierenden Umfeld und in allgemein verständlichen Worten mehr über komplexe Vorgänge in und auf unserem Planeten zu lernen“.
Bei den Reisesteinen ist jedermann zum Mitmachen eingeladen. Ein Youtube-Video erklärt, wie’s geht, und eine Maske zum Ausfüllen macht das Hochladen leicht. „Die Ausstellung wurde inspiriert durch das Projekt ‚Nowhere – Die Spur der Steine‘ von Anna Sullivan“, heißt es auf der Webpage.
(22.03.2023)