Gezeigt wird das Gesicht einer Mitt-Zwanzigerin, die aber trotz ihrer Jugend nicht unbeschwert dreinschaut
Lubosz Karwat, Mosaikkünstler aus Polen, hat für einen Kunden mal wieder ein außergewöhnliches Mosaik gefertigt. Es ist 5,5 m hoch, aus vergleichsweise großen Einzelstücken (Tesserae) zusammengesetzt, und hängt im Treppenhaus der Firma EGM, die Schotter und Füllstoffe für den Straßenbau gewinnt.
Die Firma ließ dem Künstler freie Hand in der Gestaltung, und so wählte Karwat Mutter Erde als Motiv. Sie erscheint bei ihm jedoch nicht als reife Frau mit einem Alter von immerhin über 4 Milliarden Jahren, und auch nicht als noble Diva.
Es ist das Gesicht einer Mitt-Zwanzigerin, die aber trotz ihrer Jugend nicht unbeschwert dreinschaut. Schützend deckt sie einen Arm mit dem anderen, und deutlich zu sehen ist, wie irgendetwas ihre Frisur auseinanderfliegen lässt.
Die Darstellung kann man auf vielfältige Art und Weise verstehen, zum Beispiel als Bezug zum Auftraggeber, der mit Dynamit das Material aus den Felsbänken löst, oder auch zu den Weltuntergangsgedanken vielen junger Leute.
Ein besonderer Akzent ist jene Versteinerung, die sich direkt neben dem rechten – zugekniffenen – Auge der Frau befindet. Sucht das Leben Schutz bei ihr? Geht es zu Ende mit der Menschheit? Es handelt sich übrigens um ein echtes Fundstück aus dem Kalkstein-Steinbruch.
Verwendet hat Karwat für diese Arbeit nur Natursteine. Um der Farben willen kommen auch Sorten vor, die er sich außerhalb des Steinbruchs der Firma besorgt hat.
Der Entwurf und die Ausführung seien auch für ihn „ein Experiment“ gewesen, schreibt er uns in einer Mail. Und resümiert glücklich: „Aber der Kunde war am Ende begeistert von meiner Arbeit, und ich bin es auch.“
Fotos: Lubosz Karwat
(24.03.2023)