Der chinesische Künstler Liuhao konstatiert die Zeitweiligkeit des Universums und sucht nach den großen mysteriösen Kräften
Auf der Marmomac sind Liuhao und Mr. Nick von Stone White in Halle 8, Stand A 12-13 zu finden.
„Ich will die Leute darauf aufmerksam machen, dass alles das, was wir sehen, nur zeitweilig ist“, schreibt uns der chinesische Künstler Liuhao in einer Mail. Auf der Xiamen Stone Fair 2023 am Stand der Firma Stone White waren uns 2 seiner Arbeiten aufgefallen: die eine hieß „Continental drift: A Poet’s Conjecture“ (Kontinentaldrift: die Vermutung eines Dichters), die mit einem Tisch aus Marmor beweglichen Einzelteilen die Bewegung der Kontinentalplatten nachstellte.
Die andere trug den Titel „Endless Loops“ (Endlosschleifen) und zeigte 6 Platten mit gebirgigen Marmoroberflächen, auf denen verdrehte Metallstäbe ausgelegt waren. Die Flächen stellten Regionen in den Rocky Mountains, dem Himalya und dem Tian Shan (Tienschan) im Norden Chinas und drumherum nach, das Metall symbolisierte die zurückliegende und anhaltende Verformung der Erdkruste.
Weißer Marmor ist das Material der Firma Stone White, die es in der ganzen Welt einkauft und wieder verkauft.
„Ich war schon immer neugierig und verwirrt über die Welt, in der wir leben“, schreibt uns der 1995 geborene Künstler.
In vielen seiner Werke packt er seine Verwirrung über die Welt in Kontraste: in „Landscape“ lässt er Xuanpaper (Reispapier) steinhart aussehen, in „Copper“ lässt er das Metall sich wie in Wellen verformen.
Liuhao hat sein gedankliches Zuhause irgendwo zwischen den Welten. „Ich habe das Gefühl, dass es mysteriösere Kräfte gibt, die alles außerhalb unserer Welt kontrollieren“, schreibt er.
Und zu seiner Arbeitsweise: „Ich zerlege, dekonstruiere, verdrehe, rekonstruiere die Substanz und nutze die Zeit, um ein Gleichgewicht und einen Lebensrhythmus aufzuzeichnen, der in der Realität außerhalb der Reichweite unserer Augen existieren kann.“
Bei unseren Gesprächen auf der Messe und den Mails hinterher schien er uns aber kein Esoteriker zu sein. Vielmehr stellt er hartnäckig jene Fragen, die andere Leute irgendwann beiseite schieben.
Zur Kunst kam er über seine Familie. Ein Verwandter zählt zu den wichtigen Sammlern von zeitgmäßer Kunst in China, und der habe ihn mit Künstlern und deren Denken zusammengebracht. „Später habe ich meine Ehefrau getroffen, und die hat mir Mut gemacht, zu mir selbst zu finden und Künstler zu werden.“
Wo er in seinen Arbeiten so viel nach dem Nicht-Sichtbaren sucht, mussten wir natürlich fragen, was sein nächstes Thema ist.
„Wie wir ins Universum in Form von Staub zurückkehren“, lautete seine Antwort.
(13.09.2023)
