(Januar 2010) Lange hat er sich zu dem Gespräch bitten lassen, und als es schließlich so weit ist, merken wir, dass eher er uns ausfragt als umgekehrt. So erwähnt er sein Unternehmensziel – „20 % Wachstum pro Jahr für die nächsten 5 Jahre“ – nur ganz beiläufig, während doch jeder Chef, wenn er derzeit sich überhaupt zu solchen Prognosen trauen würde, diese auch laut herausposaunen würde.
Erdogan Akbulak aber sagt es eher beiläufig und beobachtet dann doch genau, wie sein Gegenüber reagiert. Akbulak ist Chef der türkischen Firma Silkar. Um zwei Themen dreht sich unser Gespräch: einmal geht um Silkar an sich, und dann um die Marke Akdo.
Am Ende werden wir gelernt haben, dass beides Teile eines Gesamtkonzepts sind und dass es um den weltweiten High-End-Markt in allen seinen Facetten geht: Silkar bearbeitet große Projekte wie gerade das neue Kongresszentrum in Libyens Hauptstadt Tripolis, Akdo ist für den Lifestyle-Markt zuständig, widmet sich also Produkten für die Innenarchitektur.
Natürlich hat Silkar eine Mission. „Wir wollen einer der renommiertesten Dienstleister für außergewöhnliche Projekte sein“, sagt Akbulak. Dafür hat das Unternehmen sich „einen kompletten Service“ (Akbulak) auf die Fahnen geschrieben: Von der Bereitstellung der Natursteine über die Planung, für die 5 Architekten beschäftigt sind, bis hin zur Bearbeitung der Steine kann das Unternehmen alles in Eigenregie erledigen. Nur für die Installation verlässt es sich auf ausgesuchte Firmen vor Ort.
Zu dieser Alles-unter-einem-Dach-Strategie gehört auch, dass es neben den Steinsorten aus eigenen Brüchen natürlich auch Zugriff auf andere Materialien hat.
Bei Akdo steht der Einzelkunde und Design für ihn im Vordergrund. Dafür gibt es im Unternehmen einen Art Director, Metin Ünsal, der zum Beispiel die Pixelmosaike von Blüten entwickelt hat. Auf jeder Messe locken sie die Besucher an die Stände der Firma. Ünsals Stil ist unauffällig und dennoch schön und funktional. Er hebt sich wohltuend ab von dem vielfach selbstverliebten und überkandidelten Schaffen anderer Gestalter, die für die Steinbranche arbeiten.
Anders als Silkar beliefert Akdo nicht den Endverbraucher direkt, sondern nur Händler. Mit dem Aufbau eines Netzes von Verkaufspunkten in den USA und Europa hat man 2009 begonnen. Auch hier sind die Wachstumsziele hoch gesteckt: „In den nächsten 5 Jahren wollen wir insgesamt 5000 Salespoints in den USA und Europa haben“, so Akbulak. Zum Zeitpunkt der Messe in Verona, als unser Gespräch stattfand, waren es etwa 1000 in den USA und 400 in Europa.
Wo sieht Akbulak weitere Märkte für seine High-End-Produkte?
Natürlich hat er Asien im Blick. „China vor allem, und von dort nach Japan“, wie er sagt. Um einen Fuß in die Tür zu bekommen, hat das Unternehmen seit 2009 neben den Produktionsstätten in der Türkei auch welche in China. „Die produzieren für die wohlhabenden Leute dort.“
Natürlich beliefern die, je nach Kostenrechnung, auch den Westen. „In China sind ja alle gängigen Steinsorten vor Ort, weil die Chinesen überall Blöcke einkaufen“, analysiert Akbulak die Lage. Vom Produzieren dort erhofft er sich zudem ein wirksames Mittel gegen Billigkopien.
Noch ein Wort zu Akdo, denn über ein Marktsegment haben wir noch nicht gesprochen. „Die Marke kann auch individuelle Wünsche seitens des Kunden realisieren“, sagt Akbulak.