(Februar 2012) Das Logo des Projekts zeigt, um was es geht: Kieselsteine sind in einem Kreis so aneinander gelegt, dass der weiße Streifen in jedem von ihnen sich zu einer durchgehenden Kreislinie zusammenfügt. Das Projekt „Da Nido a Guscio“ (Vom Nest zur Schale), das im Oktober 2011 zum fünften Mal auf der Messe Sun im italienischen Badeort Rimini stattfand, widmete sich diesmal der Frage, wie sich durch eine kluge Gestaltung von Plätzen das Bürgergefühl in einer Stadt lebendig halten lässt.
Das Konzept hatte der Designer Raffaello Galiotto erarbeitet. Beteiligt waren Kollegen seiner Zunft und Firmen, die die Entwürfe in Stein umsetzten. Denn Naturstein bestimmt in vielen Altstädten Italiens das Bild, und es ging auch darum, dem Stein wieder Einsatzmöglichkeiten im urbanen Umfeld zu eröffnen. Beteiligt war auch die Design-Zeitschrift Ottagono.
Raffaello Galiotto (italienisch)
Messe Sun, Rimini
Kommunikation war natürlich das zentrale Thema im Projekt. Früher bedeutete das Wort „Verkehrsverbindung“, und insofern kam bei einer der ausgestellten Arbeiten auch das Thema Mobilität zur Sprache: Gelegenheiten zum Abstellen von Fahrrädern hatte der Designer Roberto Giacomucci mit der Firma StaminalStone entwickelt.
Zum einen waren es kleine Säulen („Buky“), bei denen das Schloss für das Rad durch eine der Bohrungen im Stein hindurchgezogen werden kann. Zum anderen handelte es sich um einfache Sockel mit einem Bügel, „Ciottolo“ (Kiesel) genannt.
Erheblich aufwändiger war „Carpet“ (Teppich) in Form einer durchlaufenden Welle. Fünf Räder passen hier in jedes Modul. Die Modelle werden mit dem Untergrund verschraubt.
Konzipiert wurden sie für die Ortschaft Senigallia. Das Material war der Marmor Bardiglio Nuvolato, den StaminalStone in der Umgebung von Carrara gewinnt. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Firma Anzilotti.
Roberto Giacomucci (italienisch)
Ganz im Rahmen der italienischen Kunstgeschichte bewegte sich der Designer Manolo Bossi mit seinen Sitzbänken und Pflanzenkübeln: Vorbild für die „Romans“ (Römer) genannten Stadtmöbel war die Basilica San Zeno in Verona. Er verwendete Lagen aus zwei Sorten von Stein, hier: den Marmor Golla Cream und Grolla Pink, beide poliert. Marmi Faedo führte die Arbeiten aus.
Bei „Barena“ von Pio&Tito Toso war der Name Programm: Barene heißt in der Lagune von Venedig der Übergang zwischen Land und Meer, der bei Hochwasser überschwemmt wird und sonst aus einem Wechsel von Salzwiesen mit Wasserläufen besteht.
Die Designer fanden dieses natürliche Landschafts„pflaster“ im Bodenbelag der Plätze von Venedig wieder, nämlich als Wechsel von Steinplatten mit Fugen. Die Stadtmöbel heben sich mit ihrem sanften Fuß wie Sandbänke aus der Ebene heraus. Entwickelt wurden Sitze und Abfallbehälter in Würfelform, runde Leuchten und Brunnen sowie Gullys für die Kanalisation.
Das Material war der Trachit Euganea, der in Venedig überall zu finden ist. Die Arbeiten führte die Firma mit dem selben Namen aus.
Stein aus seiner althergebrachten Rolle als Material für eherne Denkmaler zu befreien und ihn zu einem Stoff für den modernen Service am Bürger zu machen, bestimmte die Idee „ZOT“ des Architekten Pierluigi Molteni. Entwickelt wurde sie in dem Sandstein Pietra Serena für die Piazza della Repubblica in der Ortschaft Tresigallo.
Moltenis Design besteht aus einer Reihe von länglichen Elementen in standardisierten Größen. Sie lassen sich zu Kommunikationsecken kombinieren oder können sich wie ein Mäander über den ganzen Platz bis in die Seitenstraßen ziehen. Zusätzlich gibt es stählerne Elemente, die als Rückenlehnen oder kleine Ablagen beziehungsweise als stabförmige Leuchten an den Elementen angebracht werden können. In einfachen Einschnitten in dem Stein lassen sich Fahrräder abstellen.
Pierluigi Molteni (italienisch)
Designer geben Straßenmöbeln gerne eine doppelte Funktion, zum Beispiel gleichzeitig als Pflanzkübel und als Sitzgelegenheit. Diego Chilò hat zu diesem Zweck eine Art Vase („Sengio“) entworfen, um deren unteren Rand herum die Bürger Platz nehmen können, und an deren oberem Rand etwas gepflanzt werden kann.
Das Material war Pietra di Vicenza. In der Stadt Vicenza ist er das prägende Material; von Architekten der Renaissance gibt es dort einige berühmte Bauwerke in diesem Kalkstein. Die Firma Peotta Armando stellte die Ringe für die „Vase“ her. Sie lassen sich zu Objekten mit unterschiedlicher Höhe kombinieren. Von der Firma Ecobeton kam die chemische Behandlung der Oberflächen.
Auch Alessandra Pasetti entwarf ihr Stadtmöbel „Holywater“ mit doppelter Funktion. Bei ihr ging es um einen Brunnen für Trinkwasser mit Sitzgelegenheiten drumherum. Das Wasserbecken an seinem Fuß ist so angelegt, dass auch Tiere daraus trinken können.
Die Pflasterung greift eine Besonderheit der so genannten Isola della Pescharia in Treviso auf: hier befindet sich der Fischmarkt, und deshalb symbolisieren die Kreise Wassertropfen.
Die Designerin verwendete Grolla Marmor mit den Oberflächen poliert und sandgestrahlt. Er hat die Farbe der Häuser um den Platz herum. Daneben kam ein schwarzer Stein zum Einsatz. Marmi Faedo setzte auch diesen Entwurf um.
Ein weiteres Projekt („Connect chair“) realisierten Romolo Stanco und die Firma Paver.
Photos: Firmen / Raffaello Galiotto