Gedenkstätte Buchenwald: Jugendliche meißeln die Namen von ermordeten Sinti und Roma in Steine

Einweihung der 200 Gedenksteine für die am 25. September 1944 nach Auschwitz Deportierten. Foto: Katharina Brand, Gedenkstätte Buchenwald

(Oktober 2013) Im Jahre 1944 starteten am Bahnhof Buchenwald Vernichtungstransporte mit Kindern nach Auschwitz. Sie wurden fast alle in den Gaskammern ermordet.

Die Initiative „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ will die Erinnerung an sie und auch an die dabei getöteten jüdischen Kinder wachhalten: Für jedes soll ein großer Kiesel oder ein Bruchstein mit dem Namen versehen werden. Die Steine werden am Gedenkweg entlang der ehemaligen Bahntrasse vom örtlichen Bahnhof zum KZ ausgelegt.

Für die 200 Kinder aus dem ersten Todeszug, der am 25. September 1944 ausschließlich mit Sinti und Roma nach Auschwitz aufbrach, sind nun die Gedenksteine fertiggestellt. Das geschah in internationalen Workcamps mit inzwischen rund 300 jungen Leuten aus 30 Ländern.

Jugendliche bei der Arbeit an den Gedenksteinen. Hier verlief ehemals die Bahntrasse zwischen dem Bahnhof Weimar und dem KZ Buchenwald. Foto: Philipp Neumann-Thein, Gedenkstätte Buchenwald

Zuletzt war im vergangenen Juli eine Gruppe von 16 Jugendlichen aus Belarus (Weißrussland), Bulgarien, China, Deutschland, Russland und der Ukraine in die Gedenkstätte Buchenwald gekommen. Eingeladen zu dem Workcamp hatte sie die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF).

Zunächst hatten sie sich mit den Lebensgeschichten der deportierten Kinder und Jugendlichen und mit deren Situation im Lager auseinander gesetzt. Danach verewigten sie mit Hammer und Meißel die Namen der Deportierten auf den Steinen.

Einige der inzwischen fertiggestellten 200 Gedenksteine. Foto: Katharina Brand, Gedenkstätte Buchenwald

Das Projekt wird fortgesetzt, bis auf diese Art an alle 2000 Kinder und Jugendlichen erinnert wird, die in Buchenwald starben oder von dort in die Vernichtungslager deportiert wurden.

Auf einer Internetseite findet man bisher die Biographien der 200 Deportierten aus dem ersten Zug. Zusätzlich dazu gibt es Informationen zur Buchenwaldbahn, zum Gedenkweg und zum Projekt sowie zu den Bearbeitern der Gedenksteine. Das Onlineangebot ist speziell für die Nutzung mit Smartphones optimiert. So können Interessierte alle Informationen auch vor Ort am Gedenkweg abrufen.

Auf der Internetseite wird der Hintergrund der Kindertransporte geschildert: „Ab April 1944 treffen mit zwei Transporten 1800 Sinti und Roma in Buchenwald ein. Die SS räumt den als „Familienlager“ bezeichneten Teil des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Mehr als 20.000 seiner Insassen ermordet die SS. Nur weil sie Arbeitskräfte für die Kriegsanstrengungen benötigt, zieht sie einen kleinen Teil heraus, und verschleppt sie in Konzentrationslager auf dem Reichsgebiet. Die in Buchenwald ankommenden Jungen und Männer sind für schwere Zwangsarbeit in den Stollen von „Dora“ vorgesehen. Nur etwa 300, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche, bleiben auf dem Ettersberg zurück. Nach einer erneuten Selektion hat die SS für 200 von ihnen keine „Verwendung“ mehr als Arbeitssklaven und stellt einen Vernichtungstransport zusammen. Am 25. September, um 10 Uhr morgens, verlässt ein Zug mit fünf Waggons den Bahnhof Buchenwald. Über Weimar, Weißenfels, Falkenberg/Elster und Breslau bringt er 200 Sinti- und Romajungen – der jüngste ist gerade 9 Jahre alt – zurück nach Birkenau. Nur einer von ihnen entkommt dem Tod.“

Internetseite Gedenksteine Buchenwaldbahn

(04.10.2013)