Es handelt sich um Pierre Lutétien, der die Geschichte der Stadt seit römischen Zeiten mitgeschrieben hat
Update: Science magazine has a report that goes very deep.
Das Schlimmste scheint der Kathedrale Notre-Dame und den Parisern erspart geblieben zu sein: der Kalkstein der beiden markanten Türme und der Seitenschiffe scheint seine Stabilität nicht verloren zu haben. Das teilte der französische Innenminister mit.
Unter extremen Hitzebedingungen über einen längeren Zeitraum kann sich im Kalkstein eine chemische Reaktion abspielen, so dass er am Ende von außen nach innen seine Standfestigkeit verliert. Offenbar aber wurden bei diesem Flammeninferno nur große Teile des Dachstuhls und ein markanter hölzerner Turm zerstört.
Aus Calcaire Lutétien ist Notre-Dame und sind auch große Teil der Seine-Stadt erbaut. In dem Titel für diesen Kalkstein steckt der römische Name für das heutige Paris, Lutetia. Der Stein war seit jenen Zeiten im großen Stil im Pariser Becken abgebaut worden und wurde zum Beispiel auch zu weiter entfernten Vorhaben transportiert, etwa zu den römischen Thermen von Cluny.
Er ist sehr hell („pierre blonde“), hart und widerstandsfähig, lässt sich dennoch leicht bearbeiten und auch in großen Blöcken gewinnen. Entstanden ist er in Meeresablagerungen vor etwa 48 bis 40 Millionen Jahren.
Als etwa vom 12. Jahrhundert an in Frankreich die großen Kathedralen gebaut wurden (der Grundstein für Notre-Dame wurde um 1163 gelegt) gab es einen Konflikt zwischen der Landwirtschaft und der Steinbranche um das Land – sollte es vorrangig für den Anbau von Lebensmitteln oder für den Abbau von Baumaterial genutzt werden?
Viele Steinbrüche mussten daraufhin in den Untergrund umziehen.
Zeugnisse davon findet man noch heute in Paris, etwa in der Rue de la Tombe-Issoire: dort wurde nach dem 14. Jahrhundert aus einem unterirdischen Steinbruch eine Begräbnisstätte und ein Beinhaus.
Teile der Katakomben können Touristen besuchen.
Die Nachfrage nach dem Baumaterial war so groß, dass der Sonnenkönig Ludwig XIV 1665 die Académie Royal d’Architecture damit beauftragte, die Lagerstätten und die dort vorkommenden Varianten detailliert zu untersuchen.
Wie jedes andere Material kann auch Kalkstein einer extremen Hitze nur über eine bestimmte Zeit standhalten, auch wenn er selbst nicht Feuer fängt. In diesem Fall liegt das daran, dass die Energie einen chemischen Prozess im Stein auslöst, der sich von außen nach innen fortsetzt und am Ende die Stabilität zerstört.
Es ist jener Prozess, mit dem man früher sogenannten Branntkalk gewonnen hat. Der war als Mörtel über viele Jahrhunderte ein Vorläufer des Zements. Im Feuer wandelt sich Kalkstein CaCO3 über den Zwischenschritt Ca(OH)2 in CaO um. Dieses Endprodukt kann mit Wasser angerührt („gelöscht“) werden und funktioniert dann als Bindemittel etwa für Ziegelmauern.
Da die Energie des Feuers zum Teil chemisch im CaO gespeichert ist, wird dieser Mörtel beim Anrühren (wenn die Reaktion in umgekehrter Richtung abläuft) richtig heiß.
Um die Struktur eines Kalksteins zu schwächen, braucht man sehr große Mengen an Energie. Der norwegische Geoarchäologe Per Storemyr von der Universität Bergen hat kürzlich einen alten Brennofen nachgebaut. Im Versuch brauchte man ein paar Tage bei über 900 Grad, um Branntkalk herzustellen. Die Menge an Holz, die dabei verbrannt wurde, sei riesig gewesen, schreibt Storemyr in seinem Blog.
Von zahlreichen Franzosen und auch von Politikern aus dem Ausland kamen inzwischen Angebote, beim Wiederaufbau der Kathedrale mitzuwirken. Anteilnahme gab es auch von Offiziellen der jüdischen und der muslimischen Religionen, so weit wir aus den Medien erfahren haben.
Übrigens: vor dem Hauptportal von Notre-Dame befindet sich der Point Zero (Nullpunkt), eine Steinplatte, wo alle Nationalstraßen Frankreichs ihren Beginn haben.
Pierre Lutétien (französisch 1, 2)
(17.04.2019)