Verwendet werden jedoch bisher kaum die heimischen Quarzite und Granite mit kräftigen Farbtönen / Chance für individuelle Kundenberatung
Brasilien hat traditionell eine starke Möbelindustrie, weil es in seinen Klimazonen viele dafür geeignete Holzsorten gibt. Schließlich geht auch der Name des Landes auf den Brasilbaum (Pau Brasil) zurück. Nun entdecken die Firmen dort zunehmend auch Naturstein als Material für den Möbelbau. Ein Beispiel ist Sollos mit Sitz im Bundesstaat Santa Catarina.
Zuletzt hatte schon die Möbelmesse Fimma, ebenfalls im Süden des Landes beheimatet, einen Wettbewerb für entsprechende Designideen veranstaltet.
Sollos war uns während der Möbelmesse in Mailand im Rahmen der Präsentationen außerhalb der Messe (FuoriSalone) aufgefallen. Das Unternehmen hat Jader Almeida aus São Paulo als Designer, und der stammt nicht aus der Steinbranche.
Das ist wichtig festzustellen, denn die Steinmetze, die sich als Designer versuchen, gehen immer mit der Bildhauerei im Hinterkopf an ihre Kreationen heran: sie schälen ihr Möbelstück aus einem massiven Block heraus, was am Ende bedeutet, dass das Objekt schwer, unhandlich und folglich kaum verkäuflich ist.
Jader Almedia aber hat für Sollos zahlreiche Möbelstücke entworfen, bei denen der Stein lediglich als Akzent der Gestaltung Verwendung findet. Sollos kauft das Rohmaterial und stellt die Produkte in eigenen Werkstätten her.
Überraschend ist dabei, dass der Designer vor allem weißen oder schwarzen Marmor aus Italien verwendet – dies verwundert, wo das Land doch selber farbenfrohe Sorten an Quarzit oder Granit hat. Wir haben nachgefragt, und Vinicius Pandolfo von Sollos hat uns die Gründe dargelegt: „Der hiesige Marmor Rosa Paraná zum Beispiel kann fast weiß oder auch in einem sehr kräftigen Rosa ausfallen – die Kunden wollen aber verlässliche Farbtöne und Strukturen wie sie der Carrara Marmor oder der Nero Marquina bieten.“
Das Problem kennt man auch aus der Innenarchitektur.
Wir fügen hinzu: Die Abneigung gehen kräftige Farben wird noch dadurch verstärkt, viele Architekten und Designer unsicher im Umgang damit sind; mit einem Weiß oder Schwarz hingegen sind sie immer auf der sicheren Seite und können nichts falsch machen.
Stellen wir hier aus der Sicht der Steinbranche eine grundsätzliche Frage: Gibt es etwa im Möbelgeschäft keine Chance für Naturstein mit kräftigen Farben?
Das Gegenteil ist der Fall, denn solche Sorten bieten besondere Chancen für ein Geldverdienen mit Value Added (Mehrwert): der Verkäufer hat die Chance zu einer ganz besonderen Dienstleistung, wenn er den Kunden am Computer das Stück Stein für sein Möbelstück aussuchen lässt.
Im Luxusbereich ist das schon gang und gäbe.
Zum Schluss ein kurzer Ausflug in die Rolle des Holzes in Brasiliens Geschichte: in den ersten Jahren nach der Entdeckung zu Ostern 1500 wussten die portugiesischen Kolonialherren nicht viel mit ihrem neuen Besitz auf der Südhalbkugel anzufangen. Das meiste Aufsehen noch bekam die tropische Tier- und Pflanzenwelt dort, weshalb das Land zunächst neben dem offiziellen Titel „Terra da Santa Cruz“ (Land des Heiligen Kreuzes) auch „Terra dos Papagaios“ genannt wurde.
Allein mit dem Brasilholz wurden schnell nennenswerte Erträge erwirtschaftet. Das Holz diente jedoch nicht als Baustoff, sondern wurde wegen seiner Farbe in Europa für die Textilindstrie erarbeitet. Sein kräftiges Rot war als Farbstoff selten zu finden und beeindruckte die Portugiesen so sehr, dass sie für die Namensgebung das Wort „brasa“ (glühende Kohle) verwendeten.
Auch heute ist Brasiliens Holzreichtum wieder ein großes Thema weltweit. Stichwort: die Regenwälder Amazoniens.
Fotos: Sollos
(03.10.2019)