Peter Becker, Chefredakteur von Stone-Ideas.com, beleuchtet verschiedene Aspekte der Bauwirtschaft in Zeiten der Pandemie
Fest steht: der Motor der Weltwirtschaft läuft in den kommenden Monaten mit geringeren Touren als zuvor. Das heißt: es gibt weniger Investitionen und weniger neue (Bau-)Projekte, zumindest für das ganze Jahr 2020.
Jedoch scheint die Wirtschaft in China schon wieder höhere Drehzahlen zu erreichen. In Europa gibt es täglich Erleichterungen beim Shutdown für die Firmen beziehungsweise beim Lockdown für die Bürger. Derzeit arbeiten Steinfirmen noch alte Aufträge ab – wünschenswert wäre, wenn die Regierungen helfen würden, neue Bauprojekte anzustoßen. Von einem Konjunkturprogramm ist mancherorts schon die Rede.
In den USA erreicht die Arbeitslosigkeit enorme Ausmaße, wenn auch von Region zu Region unterschiedlich. Das dürfte das Konsumklima dort für eine Weile negativ beeinflussen.
In Brasilien hat die Coronakrise gerade erst angefangen.
Weltweit steht dem Tourismus und der Gastronomie ein hartes Jahr bevor. Folglich wird es Investitionen in neue Hotels, Flughäfen und Restaurants nicht geben.
Sollte sich mit Covid-19 etwas am (Konsum-)Verhalten der Menschen verändert haben?
Festzuhalten ist: Home-Office ist plötzlich allgegenwärtig. Vielleicht geht nun endlich das Pendlerzeitalter zu Ende, das mit der Industrialisierung um 1850 begonnen hatte.
Das könnte die Bedeutung von Verwaltungsgebäuden verändern. Ging es ehemals darum, Büros wie Schuhschachteln zu stapeln um dort viel Personal unterzubringen, könnten nun offene Räume für flexible Arbeitsplätze üblich werden – gemeint sind nicht Großraumbüros, sondern mobile Wohlfühl-Arbeitsplätze mit Anschluss ans WLAN.
Insbesondere die Fassaden solcher Bauwerke würden noch stärker als bisher dafür eingesetzt, um das Selbstverständnis einer Firma nach außen zu tragen. Naturstein könnte auf mittlere Sicht ein Gewinner von solcher Corporate Architecture sein.
Bei privaten Konsumenten sehen die Dinge besser aus – sie haben im Rahmen des Lockdown und der Quarantäne ihre eigenen 4 Wände ganz neu erlebt. Die Möbelbranche debattiert derzeit heiß, ob es eine neue Kundennachfrage geben und wie sie aussehen wird.
Manche sagen ein neues „Cocooning“ voraus, also eine neue Wertschätzung für das Zuhause, das man entsprechend behaglich gestaltet haben will. Andere sehen im Kochen zuhause eine immer stärkere Orientierung.
Solche Trends hatte es schon nach den Finanzkrisen 2001 und 2008 gegeben.
Firmen der Keramikbranche propagieren schon ihre Großfliesen – übrigens solche mit Natursteinmuster – als beste Lösung, um das eigene Haus oder die Wohnung aufzuwerten und wohnlicher zu machen.
Auch Garten und Balkon zählen übrigens zum Zuhause.
Naturstein ist hier gleich in mehrerlei Hinsicht gut aufgestellt:
* Stein ist 100% natürlich und gesund (allerdings machen konkurrierende Materialien zum Beispiel mit Oberflächen ohne Poren auf sich aufmerksam);
* Stein verspricht Wertbeständigkeit, folglich lohnt sich damit eine Investition in das Privateigentum;
* Stein verspricht Sicherheit und kann als Symbol für Gelassenheit verstanden werden.
Schließlich: wenn für den Rest dieses Jahres Fernreisen nicht möglich sind, dürften die Bürger sich aufmachen, die Heimat zu erkunden. Die Steinbranche hat hier mit ihren Steinbrüchen ein Pfund, mit dem sie Öffentlichkeitsarbeit machen kann. Zudem gibt es in jeder Stadt und überall in der Landschaft steinerne Sehenswürdigkeiten.
(14.06.2020)