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Der Neubau war während der vergangenen Jahre mit 9000 m³ Sand- und Kalkstein wahrscheinlich die größte Naturstein-Baustelle in Europa
Das Humboldt Forum im wieder aufgebauten Berliner Stadtschloss ist fertiggestellt – alle wesentlichen Baumaßnahmen sind erfolgreich abgeschlossen, und das Haus wurde zur Nutzung an den kulturellen Betrieb übergeben. Aufgrund der COVID-19-Beschränkungen ist das neue kulturelle Zentrum in Berlins Mitte jedoch nicht wie geplant für die Öffentlichkeit zugänglich. Virtuelle Rundgänge sind aber schon jetzt möglich.
Wie der der Name sagt, soll das Forum sich am Weltbild der Humboldt Brüder orientieren. Ihr Vermächtnis, „sich die Welt mit eigenen Augen anzuschauen, dem Fremdem zu begegnen statt es abzuwehren und abzuwerten, ist heute aktueller denn je“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Feier zur Fertigstellung.
Deshalb sollen dort Zeugnisse aus der Geschichte außereuropäischer Kulturen in Afrika, Ozeanien, Asien und Lateinamerika ihre Heimat finden. Sie waren zwar schon bisher schon in Berlin zu sehen, wurden aber kaum nach ihrer wirklichen Bedeutung präsentiert.
Zudem soll es im Forum Veranstaltungen zu aktuellen Themen geben – wobei immer die Wechselwirkung von Nord und Süd oder Ost und West im Fokus stehen wird.
Die Veranstaltungen sollten auch zeigen, dass die unterschiedlichen Kulturen und die Menschen dort „mehr verbindet als trennt“, so Monika Grütters.
Auch die Stadt erhofft sich das Forum als eine Attraktion sowohl für ihre Bürger als auch für Touristen.
Dazu gibt es im Schlossgebäude insbesondere den Schlüterhof, über den man das gewaltige Gebäudeensemble bei Tag und Nacht wird durchqueren können. Dieser Innenhof soll Gastronomie und Veranstaltungen beherbergen.
Er bindet das neue Schloss an den Dom und Lustgarten auf der anderen Straßenseite sowie an die nahe Museumsinsel an, wo es mit der James-Simon-Galerie und dem Restaurant dort ebenfalls eine neue Attraktion gibt.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller betonte diesen Aspekt bei der Feier zur Fertigstellung: „Das Humboldt Forum wird der Ort sein, wo die ganze Welt zu uns kommt und mit uns diskutiert.“
Während der 7-jährigen Bauzeit war das Schloss wahrscheinlich die größte Natursteinbaustelle in Europa. Rund 9000 m³ Sand- und Kalkstein aus Deutschland und Polen wurden verbaut. Größtenteils findet man den Sandstein an den 3 Fassaden, die nach dem historischen Vorbild aus der Zeit des Barock gestaltet sind. Kalkstein gibt es auf dem Boden im Inneren.
Eine von der Besonderheiten der Fassaden ist, dass die steinernen Schmuckelemente nicht wie sonst üblich an die Betonwand bloß angehängt sind, sondern in ein Klinkermauerwerk davor eingesetzt wurden. Es handelt sich unter anderem um zahlreiche Symbole aus dem ehemaligen Preußen, etwa Adler – für Besucher lohnt sich der Blick nach oben, um die Varianten zu entdecken.
Am 17. Dezember sollen die Bauzäune fallen. Dann wird man zumindest die 3 historischen Fassaden und die 5 prachtvollen Portale von außen anschauen können.
In starkem Kontrast dazu steht die moderne Fassade des Architekten für das Gesamtprojekt, Franco Stella, an der Seite zur Spree.
Die für den Bau des Humboldt Forums aktuell budgetierten Kosten liegen bei 644 Millionen €, von denen der Bund 532 Millionen € und das Land Berlin 32 Millionen € übernehmen.
Enthalten in der Gesamtsumme sind 80 Millionen Euro aus Spendengeldern, die für die Wiederherstellung der historischen Fassaden Bedingung waren. Möglich wurde das durch das beispiellose Engagement des Fördervereins Berliner Schloss, der die Spendensumme (und zusätzlich noch 20 Millionen € für die Innenportale und die Kuppel) zusammenbrachte. Zu erwähnen ist hier insbesondere die Leistung des Vereinsvorsitzenden Wilhelm von Boddien. Eine seiner ersten Aktionen für das Fundraising war, die Schlossfassade auf Planen an Gerüsten für eine Weile wiedererstehen zu lassen.
Details zur Öffnung von Teilen der Ausstellungen sollen Anfang 2021 bekannt gegeben werden.
(17.12.2020)