Bodenbeläge aus Stein lassen sich perfekt aufarbeiten und wiederverwenden, und es gibt schon Techniken für die dann notwendige Verlegung ohne Kleber oder Mörtel
Für die gesamte europäische Wirtschaft werden in diesem und in den kommenden Jahren Umweltaspekte der Produkte und der Produktion ein zentrales Thema sein. Auch Natursteinfirmen werden sich anstrengen müssen, um am Green Deal der EU-Kommission teilzunehmen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Recycling und Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt ihres Konzepts gestellt. Auch der neue US-Präsident Joe Biden hat eine grüne Politik angekündigt.
Die Steinfirmen, wie wir sie kennen, werden hier abwinken: „grün“ sind wir schon lange, werden sie sagen, unser Material ist 100% natürlich und kann unbegrenzt recycelt werden.
Das ist richtig. Allerding steckt viel mehr in dem Thema – ja sogar große Möglichkeiten, die Umsätze der Branche zu steigern.
Eine Besonderheit von Naturstein ist nämlich, dass es bei ihm nicht nur das Downcycling gibt. Downcycling meint, dass zum Beispiel Papier zwar gesammelt und dann als Pappe noch einmal verwendet werden kann, danach aber unweigerlich in die Verbrennung geht.
Ein Bodenbelag aus Naturstein hingegen kann, wenn er abgetreten ist, wieder aufgearbeitet werden. Danach ist er wie neu – fertig für den nächsten Lebenszyklus.
Spannend dabei ist nun, diese echte Wiederverwendbarkeit von Stein mit dem Wunsch vieler Shops zu verbinden, regelmäßig ihre Inneneinrichtung und damit auch den Bodenbelag zu erneuern.
Für größere Händler der Steinbranche oder die Verbände wäre hier ein neuartiges Geschäftsmodell möglich: sie könnten eine Art von Pfandsystem einrichten oder sogar eine Art von Stein-Leasing. Danach bekäme, wer einen neuen Naturstein-Boden kauft, eine Rücknahmegarantie dafür, sofern er später einmal einen neuen Belag wieder bei diesem Händler kauft.
Für den Kunden würde so der neue Boden billiger.
Das Geschäft für den Steinverkäufer bestünde darin, dass er den Pfandstein aufarbeiten und wieder (als neu) verkaufen kann.
Dafür aber dürfen Steinfliesen nicht im Mörtelbett verlegt werden. Denn wenn man sie dort herausreißt, sind sie kaputt.
Aber es gibt schon Lösungen, wie jene von DryTile, wo Steinzeugfliesen ganz ohne Kleber oder Mörtel verlegt werden. Wir hatten darüber berichtet (Link siehe unten).
Spannend ist es, solch ein Pfandsystem einmal durchzukalkulieren.
So ist zu beachten, dass der Pfandhändler Platz zum Lagern und Leute für die Aufarbeitung sowie für den Transport braucht.
Höhere Investitionskosten hätte er wahrscheinlich nicht, weil die Pfandsteine nach der Aufarbeitung sofort wieder als Neuware im Lager verfügbar sind.
Insgesamt könnte solch ein Pfandsystem den Branchenumsatz steigern. Denn auf der Käuferseite, also zum Beispiel für Shops oder Boutiquen, würde die Modernisierung kostengünstiger: zum einen würde das Pfand die neuen Fliesen billiger machen, zum anderen hätte der Kunde nur wenig Stillstand, weil ein DryTile-Boden schon nach 24 Stunden wieder voll benutzbar ist.
Wir erinnern daran, dass in Deutschland im Mittelwert über alle Branchen und alle Arten von Shops alle 9 Jahre eine Kompletterneuerung vollzogen wird. Diese Zahlen waren auf der Messe EuroShop 2020 genannt worden (Link siehe unten).
Wenn man nun zum Beispiel den gestylten Boutiquen die Verkürzung dieses Zeitraums schmackhaft machen kann, hat man eine Umsatzsteigerung bei den Natursteinböden.
Wohlgemerkt: solch eine Steigerung wird nicht nach dem Prinzip des Wegwerfens und der Sollbruchstellen erreicht, sondern durch ökologisches Handeln.
(29.01.2021)