Richtig an IMIBs Entscheidung im Jahr 2020 war, in der Kategorie der professionellen Designer keinen Preis, sondern nur Lobende Erwähnungen zu vergeben
Die Natursteinfirmen der Türkei unternehmen seit einigen Jahren zusammen mit ihren Verbänden und unterstützt von der Regierung große Anstrengungen, Produktdesign zu einem neuen Absatzmarkt des heimischen – vor allem – Marmor, Travertin und Onyx zu machen. Gegenstände zur Verwendung im Alltag sind das Ziel, zu unterscheiden von Kunstobjekten zur Dekoration. Wir hatten kürzlich den Ägäis-Verband EIB mit Sitz in Izmir dafür gelobt, dass es bei seinem Design-Wettbewerb exakt formulierte Anforderungen für Einreichungen gab, und dass die Ergebnisse viel versprechend waren. Nun müssen wir auch den landesweiten Verband IMIB (Istanbul Mineral Exporters’ Association) mit Sitz in Istanbul für seinen Wettbewerb im Jahr 2020 loben.
Allerdings geht das Lob hier in eine ganz andere Richtung: beim IMIB-Wettbewerb nämlich schlug die Jury richtig hart zu und vergab die üppig dotierten Preise nur an Studenten. In der Kategorie der professionellen Designer gab es keinen Preis, sondern lediglich 3 Lobende Erwähnungen – und das bei 338 Einreichungen.
Der Verband bat uns, diesen Bericht allein auf die Arbeiten der Studenten zu beschränken. Die kommenden Kreativen an die Natursteine herangebracht zu haben sei Erfolg genug.
Das aber wollen wir nicht tun, denn was hier passiert, ist eine wichtige Erfahrung für die ganze Branche: solche Wettbewerben bringen nur dann einen Nutzen, wenn wirklich Qualität prämiert wird.
Ein bisschen Theorie dazu: Kunst muss der Auftraggeber akzeptieren, so wie sie der Künstler macht – das ist eines der Merkmale von Kunst. Beim Produktdesign hingegen entscheidet der Auftraggeber beziehungsweise am Ende der Verbraucher darüber, was von einem Objekt zu halten ist.
Leider wird in der Steinbranche meist Kunst produziert, wenn von (Produkt-)Design die Rede ist. Aus dieser Sackgasse müssen die Firmen und ihre Verbände dringend heraus.
Eigentlich hatte das Ungemach um den diesjährigen Wettbewerb schon lange in der Luft gelegen. Schon 2015 hatte der damalige IMIB-Präsident bei der Preisverleihung vernünftige Produkte gefordert, nicht irgendwelche Schnapsideen. Danach waren die Ergebnisse kurzzeitig wohl besser geworden.
Nun also hat die IMIB-Jury, besetzt in der Mehrzahl mit Architekten, Designern und Vertretern von Hochschulen sowie in der Minderzahl mit Firmenvertretern, endlich ein deutliches Zeichen gesetzt. Es lautet: Produktdesign muss benutzbar und verkäuflich sein – sonst gibt’s keinen Preis.
Man kann nur hoffen, dass sich andere Verbände daran ein Beispiel nehmen.
Produktdesign ist ein unglaublich wichtiges Thema für die Branche. Denn: neuartige Alltagsprodukte würden nicht nur ein neues Verwendungsgebiet für Naturstein öffnen – indem sie in den Haushalten jederzeit die Schönheit des Materials sichtbar machten, wären sie auch die beste Werbemaßnahme, die es gibt.
In der Studentenkategorie hatte es in diesem Jahr insgesamt 261 Einreichungen gegeben, die von 60 verschiedenen Universitäten kamen. Die Preisgelder konnten sich wie üblich sehen lassen (auch wenn sie aufgrund des Verfalls der Währung nicht mehr so üppig sind wie vor einigen Jahren):
1. Preis: 15.000 türkische Lira, TRY (∼2000 US-$),
2. Preis: 10.000 Lira (∼1300 US-$),
3. Preis 5000 Lira (∼700 US-$)
Zusätzlich gab es 4 Erwähnungen à 3.500 Lira (∼450 US-$).
Darüber hinaus können sich die Gewinner der ersten 3 Preise auf ein Auslandsstipendium des Handelsministeriums bewerben.
Der Wettbewerb fand 2020 zum 9. Mal statt. Er wird 2021 wieder ausgeschrieben.
Webpage zum Wettbewerb (türkisch)
Mitglieder der Jury (türkisch)
(26.02.2021)