Junge Designer aus der Ukraine zeigten auf der Marmomac 2022 Arbeiten, mit denen sie die Situation ihres Landes im Krieg thematisierten

„Identity“ von Alice Lysykh.

Für die Messe hatten sie Kunstobjekte beziehungsweise Gegenstände für den Alltagsgebrauch gefertigt

„Wenn es irgendwo nur ein kleines Licht gibt, geht das Leben schon irgendwie weiter.“ Vadym Livshyts zitiert einen Spruch aus dem Talmud, als wir uns am Stand auf der Marmomac 2022 über die dort gezeigten Arbeiten ukrainischer Designerinnen und Designer unterhalten. Er ist der Juniorchef der Natursteinfirma Instech, die eine Tochtergesellschaft mit dem Namen Llab.design für den kreativen Umgang mit Steinen hat, und von der einen Firma kam die Idee zu der Präsentation „Ukrainian Vitality“ (Ukrainischer Lebenswille), und die andere setzte sie in die Tat um. Unterstützung gab es auch von der Marmomac und von einer langen Liste von Förderern.

Alle Arbeiten, wie könnte es anders sein, setzten sich mit der aktuellen Situation der Ukraine auseinander. Die Objekte sind ausdrücklich als Werbung für die eigene Sache gemeint, die aber nicht nur die Sache der Ukraine ist, sondern der ganzen demokratischen Welt.

Es handelte sich um künstlerische Arbeiten, aber auch um Produktdesign. Nicht in jedem Fall wird der Betrachter die politische Botschaft sofort erkennen.

Zum Beispiel „Identity“ von Alice Lysykh (siehe Foto oben). Die Künstlerin zeigte abstrahiert eine Art von Fingerabdruck, der auch das Territorium eines Landes darstellen kann. Die im Kreis geführten Linien symbolisieren den Zusammenhalt der Regionen; die eingeflochtenen Fäden stellen klar, dass alle Landesteile zur Nation dazugehören.

„Seed“ von Marianna Yeleyko und Rosolana Dudka. Foto: Ennevifoto / Marmomac

Ebenfalls um nationale Identität ging es bei der Arbeit von Marianna Yeleyko und Rosolana Dudka, hier behandelt am Beispiel eines Korns der Sonnenblume. „Seed“ (Samen) ist der Titel der Arbeit: Sie bildet die botanische Form des Samens nach, künstlerisch erweitert um einen Streifen aus hellem Stein. In dem Streifen sind Darstellungen der Blüte eingraviert – die Blütenblätter, typisch angeordnet in einem Kreis, stehen für die Bürger der Ukraine und die Einheit des Landes. Benutzt wurden Natursteinreste aus fremden Ländern, wie übrigens bei allen Arbeiten.

„Grano“ von Oleksandr Kysil und Anna Manako.

Die Arbeit „Grano“ (Korn) widmet sich ebenfalls den Samen der Sonnenblume als einem der wichtigsten Agrarerzeugnisse der Ukraine. Hier handelt es sich eine Skulptur, die aufsteigende Körner auf Stängeln zeigt. Künstler waren Oleksandr Kysil und Anna Manako.

Diese 3 Arbeiten stammten aus einem Wettbewerb, der rund 2,5 Monate vor der Marmomac ausgeschrieben worden war. Rund 15 Einreichungen hatte es gegeben, und die 3 vorgenannten wurden ausgewählt und von der Firma Llab.design produziert.

Für die Präsentation auf der Marmomac kamen 3 weitere Kreationen aus dem Bereich des Produktdesigns hinzu.

„Tempo“ von Valeria Vari.

„Tempo“ war der Name, den Valeria Vari ihrem Beistelltisch gegeben hatte. Die Botschaft steckt hier im Detail: der Fuß hat 30 Marmorscheiben – das erinnert an die 30 Jahre, die die Ukraine seit dem Ende der Sowjetunion 1991 bis zum Überfall durch die Armee des russischen Präsidenten Putin in Unabhängigkeit verbringen durfte. Das ganze Objekt könnte auch eine Sonnenuhr sein, die den Verlauf der sonnigen Stunden anzeigt.

„Birth“ von Anna Manako. Foto: Ennevifoto / Marmomac

„Birth“ ist ein Kaffeetisch von Anna Manako. Die Platte ist aus Glas und erlaubt einen Blick tief ins Innere. Dazu gibt es eine kleinere Einheit, die an die Form eines weiblichen Uterus‘ angelehnt ist – wenn man in ihr Inneres hineinschaut, kann man im Spiegel sich selbst sehen.

„Star“ von Alina Kravchuk.

„Star“ von Alina Kravchuk ist eine dünne Marmorplatte mit Strahlen auf der Oberfläche. Verwendung findet sie zum Beispiel als Dekorationselement für die Front und den Griff einer Bar oder Kommode.

Llab.design hat auch einen Firmensitz in der Schweiz. Die Firma such Vertriebspartner im Westen.

Instech

Llab.design

Auf der Marmomac: (v.l.n.r.:) Valeria Vari, Vadym Livshyts, Anna Manako.

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(09.11.2022)