Peters Corner: einige Überlegungen zum Jahr 2023 und was auf die Steinbranche zukommt

Peter Becker, Chefredakteur von Stone-Ideas.com.

Wie in „normalen“ Jahren muss mehr Marketing gemacht und sollten die privaten Haushalte mit Produktdesign „heimlich unterwandert“ werden

Wir wollen uns nicht an den Vorhersagen und Spekulationen über die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr beteiligen. Einfach weil (auch) wir nicht wissen, was da kommt. Einerseits gibt es zahlreiche Faktoren, die nichts Gutes erwarten lassen: der Ukraine-Krieg, die Inflation in Europa und in den USA, die Energiekrise in Europa, die anhaltenden Covid-Störungen in China.

Zudem steigen die Alltagskosten, und einige der Konsumbarometer zeigen folglich rückläufige Kauflaune.

Andererseits hat die Weltwirtschaft die Covid-Pandemie gut überstanden – in keinem Land gab es eine Rezession, anders als von den Auguren Anfang 2020 abgeschätzt.

Aktuell gibt es auch einige Indizien, dass der Konsum, der im vergangenen Jahr wieder auf Touren gekommen ist, zum Beispiel im Ferntourismus, auch 2023 anhalten wird. Davon könnte auch die Bauwirtschaft profitieren.

Der private Nachfrageboom nach Naturstein zur Verschönerung der Wohnungen und Häuser könnte anhalten. In Zeiten der Inflation stecken die Leute, die im Wohlstand leben, einen Teil ihres Geldes gern in Güter, die wertstabil sind. Die Pandemie hat gezeigt, dass Naturstein als rentable Investition gilt.

Vor diesem Hintergrund bleibt für die Steinbranche in diesem Jahr nur das zu tun, was seit längerem zu tun ist beziehungsweise hätte getan werden müssen.

An erster Stelle steht, Promotion für die Natursteine zu machen.

Ein Aspekt ist, Stein im Alltag sichtbar zu machen. Denn es ist eine alte Weisheit, dass Stein sich verkauft, wenn die Verbraucher ihn sehen oder ihm Nahe kommen. Wir bezeichnen das gerne als „Verona-Effekt“: wer die alten italienischen Städte besucht hat, schwärmt nach der Rückkehr vom Marmor. Zumindest für eine Weile, bis auch der übrige Urlaubseffekt wieder verflogen ist.

Naturstein hat einen Zauber (was es auch immer ist), und es gelingt ihm leicht, dass sich die Leute in ihn verlieben. Nur muss man in sehen und erleben.

Ein probater Weg, Werbung zu machen, liegt im Produktdesign: es geht darum, benutzbare Alltagsgegenstände in die Haushalte zu bringen, wo sie jeden Tag den Bewohnern zeigen, was für ein schönes Material Naturstein ist. Man kann solch eine Strategie als „heimliche Unterwanderung“ bezeichnen.

Jedoch: der Schwerpunkt dieser Strategie muss auf Produktdesign liegen, also auf der Benutzbarkeit der Objekte. Das, was auf den Steinmessen üblicherweise unter der Rubrik Design gezeigt wird, ist aber im Regelfall nicht benutzbar und findet deshalb den Weg in die Haushalte nicht.

Einige Verbände haben Wettbewerbe, wo junge Designer oder Profis aufgefordert sind, Ideen für Produktdesign mit Stein zu entwickeln.

Auf einen guten Weg der Werbung verweisen auch die Verbraucherbefragungen, die wir unten verlinkt haben. So hat eine Studie der Marmomac erbracht, dass Privatleute die wichtigsten Verwendungen für Stein in ihren Bädern und Küchen, aber auch für Fensterbänke oder Treppen sehen. Das weiß die Branche seit langem, nur – bisher war in Präsentationen etwa auf den Messen von Fensterbänken oder Treppen gar nichts zu sehen, und von Bädern und Küchen meist nur überkandideltes Zeugs.

Es gilt für die Werbung per Design: neben Haut-Couture muss auch das Prêt-à-Porter gezeigt werden.

Der Blick auf die Konkurrenz, Engineered Stones und Großkeramik, zeigt, wie gutes Marketing geht: beide Branchen zeigen ihre Materialien im Prêt-à-Porter. Spektakuläre Inszenierungen gibt es auch, aber nur selten.

Und: die Konkurrenz müht sich seit Jahr und Tag darum, sich ein „grünes“ Mäntelchen umzuhängen.

Die Steinbranche hat hier eigentlich alle Fakten auf ihrer Seite. Aber nicht alle Verbände nehmen das Thema wirklich ernst.

Schließlich: wir haben auf den führenden Möbel- oder Einrichtungsmessen einen Trend zu farbigen Steinsorten festgestellt.

Diesen Trend zu fördern ist wichtig für die ganze Branche, nicht nur für die Firmen, die solche Steine gewinnen und vertreiben.

Denn, siehe oben: Stein hat einen Zauber, und der gilt nicht nur für das Material aus dem eigenen Steinbruch.

Welche Sorte am Ende der Kunde für seine speziellen Wünsche und nach seinem Geldbeutel kauft, ist von vielen anderen Faktoren abhängig.

Oder, wie schon öfters Steinleute angemerkt haben: die Konkurrenz sind nicht die anderen Steinfirmen – es sind die anderen Materialien.

See also:

(08.01.2023)