Replik des berühmten indischen Sanchi-Tores in Berlin in einem Kombi-Einsatz von 3D-Scan, CNC-Technik und Handwerkerkönnen

Replik des Sanchi-Tores in Berlin. Fotos: Peter Becker

Das Sandstein-Kunstwerk neben dem neuen Berliner Schloss ist ein weiteres Beispiel für neue technik-basierte Geschäftsfelder für die Steinbranche

Steinarbeiten, gefertigt in einem Kombi-Einsatz von 3D-Scan, Fräsen mit einem Roboterarm und abschließender Feinarbeit durch Steinmetze, sind ein viel versprechendes Geschäftsfeld für die Natursteinbranche. Wir hatten einige Beispiele für dieses noch junge Arbeitsfeld vorgestellt, nun kommt aus Berlin ein spektakuläres Projekt hinzu: dort wurde ein Sanchi-Tor aus Indien in Sandstein abgeformt und neben dem Humboldt Forum in der Stadtmitte aufgestellt.

Eines der wichtigsten Zeugnisse der frühen indischen Kunst entstand hier als Replik unter Zuhilfenahme modernster Technik. Obwohl noch sehr neu, bekam die Machart schon höchstes Lob: die Kopie sei „in einem phänomenal interessanten Prozess entstanden“, sagte der Kritiker des lokalen Radiosenders Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und fügte hinzu: „Da kommt etwas ganz Tolles dabei heraus.“

Das Tor besteht aus 2 senkrechten Pfeilern und 3 Querbalken am oberen Ende. Es ist gut 10 m hoch und 6 m breit. Das Original zählt zum Weltkulturerbe der Unesco und steht in einer buddhistischen Tempelanlage (Stupa) in der Stadt Sanchi im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Ein Stupa ist eine Art von rundem Hügel, in dessen Innerem Reliquien und Reliquiare von Heiligen aufbewahrt werden.

Vier Tore bieten Zugang aus den Himmelsrichtungen, eins davon ist jenes nun neben dem neuen Schloss in Berlin. Es faszinierte schon die britischen Kolonialherren: Sie brachten eine Gips-Kopie davon nach London, von wo wiederum eine Kopie 1886 ins Berliner Völkerkundemuseum kam. Davon entstand später eine Replik in Kunststein für den Außenbereich der Museen Berlin-Dahlem.

Die neuerliche Abformung entstand nach jener Kopie in Gips im Völkerkundemuseum, erhalten geblieben in den Berliner Depots.

Replik des Sanchi-Tores in Berlin. Replik des Sanchi-Tores in Berlin.

Von unglaublichem Detailreichtum und höchster Kunstfertigkeit künden die mehr als 100 Figuren, die die Pfeiler und Architrave schmücken. Sie erzählen Episoden aus dem Leben des Buddha, zeigen religiöse Symbole, Darstellungen von erotisch anmutenden Glücksgenien oder von Elefanten, Löwen oder Pfauen in großer Festlichkeit.

Buddha selbst wird nur durch Symbole dargestellt, etwa durch einen Thron unter einem Baum oder Fußabdrücke. Erst später wurde es üblich, den Gott darzustellen.

Das neue Kunstwerk neben dem Berliner Humboldt Forum besteht wie das Original aus Naturstein. Diesmal ist es rötlicher Mainsandstein, der dem Originalmaterial sehr nahe kommt. Geliefert hat ihn die Firma Bamberger Natursteinwerk, die auch schon bei den Rekonstruktionen der barocken Steinfassaden am neuen Schloss eine führende Rolle gespielt hatte.

SAN Rekonstruktion Sanchi Tor (Ausschnitt). Quelle: Humboldt Forum

Nina Graser, Kommunikationschefin des Unternehmens, nennt ein paar Details der Arbeiten für das Sanchi-Tor: „Wir haben 104 Scans angefertigt und deren Bilder auf 30 massive Einzelteile übertragen, aus denen das neue Tor an Ort und Stelle zusammengesetzt wurde.“

Mit dem Scanner habe man selbst die Details abtasten können. Für die letzten Feinarbeiten an den rund 150 t Stein waren extra 2 Steinmetze aus Indien nach Franken gekommen, die umgekehrt in der Firmenwohnung auch deutsche Kultur kennenlernten. 10 Steinmetze aus Deutschland arbeiteten dauerhaft an der Fertigstellung.

Zum Pressetermin in Berlin war auch der indische Boschafter erschienen und zeigte sich geradezu überschwänglich, ein Zeugnis der heimischen Kultur zwischen dem barocken Schloss und dem gegenüberliegenden Berliner Dom zu sehen. Im Radiointerview hob er die Replik auf eine politische Ebene: der Boulevard Unter den Linden habe neben dem Brandenburger Tor an dem einen Ende an dem anderen ein Tor aus Asien, und es verkünde die Botschaft des Buddha, nämlich in Frieden und Harmonie miteinander und mit der Natur zu leben.

Humboldt Forum

Bamberger Natursteinwerk

rbb

Osttor vor dem Stupa von Sanchi. Quelle: Wikimedia Commons / Ismoon, CC BY-SA 4.0

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(30.01.2023)