Die Firma Draenert hat für einen Kunden in den USA eine XXL-Variante ihres Drehtischs „Tadao“ gefertigt und geliefert
Naturstein-Design wurde in der Vergangenheit häufig so verstanden, dass man versuchte, Produkte für den Gebrauch im Alltag komplett aus Stein zu fertigen. Die Designer arbeiteten also wie Bildhauer, und heraus kamen dabei eigentlich auch Skulpturen, die meist nur Dekorationsstücke waren.
In der Möbelindustrie aber ist seit einiger Zeit ein Trend zu beobachten, bei dem Stein nur noch als eines von mehreren Materialien in einem Möbelstück verwendet wird. Meist handelt es sich um Marmor, gelegentlich auch Onyx, seltener mal Granit. In jedem Fall aber ist der Stein immer nur ein besonderer Akzent im Gesamtdesign.
Eine andere Denkrichtung setzt darauf, dem Steindesign durch das Hinzufügen von Technik Profil zu geben. Seit langem macht das die Firma Draenert aus Immenstaad am Bodensee in Deutschland, die exklusives Möbeldesign gestaltet und herstellt.
Technik heißt bei Draenert: mechanische Vorrichtungen, mit denen sich ein Tisch zum Beispiel wie von selbst auf- und wieder zuklappt. Wir hatten über diese Kombinationen von Stein und Technik berichtet, zuletzt über den runden Tisch „Tadao“. Es handelt sich um einen Esstisch chinesischer Art, bei dem sich das Innenteil der Tischplatte durch einem leichten Anschub von Hand drehen lässt.
Bei der beschriebenen Variante des „Tadao“ hatte die Tischplatte ganz aus Stein insgesamt 2,40 m Durchmesser, und das ganze Möbel wog 456 kg.
Nun wollen wir etwas ausführlicher die neueste Variante namens „Tadao III“ vorstellen: bei ihm hat die Platte sagenhafte 3,1 m Durchmesser. Das Gesamtgewicht beträgt 1,1 t.
Es wurde für einen Kunden im fernen Kalifornien gefertigt und per Schiff dorthin geliefert.
Gehen wir einige der Details durch.
Getragen wird der Tisch von 4 Füßen aus 4 cm dicken Platten. Sie sind gegeneinander versteift. Dieser Unterbau wurde im Werk zusammengesetzt und in einem Stück auf die Reise geschickt.
In diesen Unterbau ist die Drehmechanik eingesetzt. Sie ist ein kleines Wunderwerk – die Kugeln, auf denen das Innenteil der Platte liegt, sind Präzisionsarbeit aus Stahl. Denn nur wenn sie möglichst wenig Reibung haben, lässt sich das Innenteil des Tisches mit Leichtigkeit von Hand in Bewegung setzen.
Der Außenrand der Tischplatte ist aus 4 Einzelteilen zusammengesetzt. Natürlich müssen auch sie mit extremer Präzision gearbeitet sein. Draenert hat alle Gewerke unter einem Dach und kann alle Arbeiten vom Steinzuschnitt bis zum Polieren oder genauso Intarsien inhouse abwickeln.
Und natürlich lässt die Firma es sich auch nicht nehmen, mit dem Auftraggeber vorher am Computer durchzuspielen, wie die Adern im Stein über die gesamt Platte geführt werden sollen. „Das gehört dazu, und das ist ein besonderes Erlebnis für die Kunden“, sagt Firmenchef Dr. Patric Draenert.
Auf dem Unterbau ruht auch ein stählernes Gestell. Es trägt die Rädchen, auf denen neben den Kugeln die Innenplatte später laufen wird.
Nach der abschließenden Qualitätskontrolle wurde der Tisch wieder in seine Einzelteile zerlegt. Diese wurden in einem Container verstaut, reisten mit dem LKW nach Rotterdam und gingen dort aufs Überseeschiff.
Nach 4 Wochen an Bord und einem langen Weg über den Atlantik und durch den Panamakanal ging die Fracht schließlich im Hafen von Los Angeles wieder an Land.
An Ort und Stelle bauten die von Draenert ausgebildeten Service-Techniker den Tisch an einem Tag wieder auf.
Fotos: Draenert
(19.08.2019)