Insgesamt dürften auch die kommenden Jahre positiv sein, weil Marmor, Granit & Co vom Öko-Trend profitieren / Jedoch bringen gestiegene Frachtkosten Verschiebungen
Im Jahr 2020 gab es Positives und Negatives für die Steinbranche:
1) Die private Nachfrage nach Naturstein ist gestiegen. Das Geld, das die Verbraucher normalerweise für Reisen oder Kultur ausgegeben hätten, haben sie nun in die Verschönerung ihrer Eigenheime und Wohnungen investiert. Wir hatten häufig darüber berichtet, deshalb hier nur eine Zahl: während in den USA 2020 die Wirtschaftsleistung um (-)3,5% zurückging, gab es im Bereich der Investitionen in privates Wohnen ein Plus von (+)3 Prozent. So das Joint Center for Housing Studies der Harvard University.
Wir haben aus diesem Grund in den letzten Monaten verstärkt Beispiele die Verwendung von Naturstein in Küche, Bad oder Garten gezeigt.
2) Auch bei den Gewerbebauten scheint die Steinbranche gut über das Jahr gekommen zu sein. Jedenfalls wurden die begonnenen Projekte fertig gestellt. Was die Nachfolgeaufträge für dieses Jahr angeht, überwiegen die positiven Hinweise.
Allerdings sind Projekte, die mit Tourismus und Unterhaltung zu tun haben, auf Eis gelegt. Hotels werden für die kommenden Jahre nicht neu geplant. Allenfalls wird es Modernisierungen der Bestehenden geben.
Ähnliches gilt für große Infrastrukturprojekte.
Für die Steinbranche heißt das: es wird 2021 (deutlich) weniger Naturstein abgesetzt werden, zumindest nach Quadratmetern. In der Summe aber dürften die verringerten Mengen gute Preisen erzielen.
3) Die Transportbranche weltweit ist völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Wir hatten in einem Bericht die Sachlage analysiert: zurzeit sind die Frachtkosten extrem hoch.
Die spannende Frage dreht sich im Moment darum, was passiert, wenn die Kosten nicht mehr auf den Stand vor Corona zurückgehen. Einige Leute sagen das voraus.
4) Der Kampf gegen den Klimawandel hat auch die Steinbranche erreicht: Architekten verlangen von Lieferanten klare Angaben über die CO2-Bilanz der Materialien. Hier steht die Steinbranche sehr gut da. Jedoch muss sie diese Stärken deutlicher in ihrem Marketing herausstellen, wie kürzlich der Präsident des US-Natural Stone Institutes uns in einem Interview sagte.
Also, alles in allem:
a) 2021 könnte trotz der anhaltenden Corona-Einschränkungen wieder ein gutes Jahr für Naturstein im Eigenheim werden. Die Herausforderung für die Branche besteht darin, den Nachfrageboom aus dem Jahr 2020 nach 2021 mitzunehmen und vielleicht sogar zu verstetigen.
b) Insgesamt profitiert die Branche von der gestiegenen Nachfrage nach „grünen“ Produkten. Weiterhin besteht die Herausforderung darin, diese Botschaft dem Kunden nahe zu bringen.
c) Auf absehbare Zeit werden die Frachtkosten hoch bleiben. Das heißt nicht, dass der für die Steinbranche typische Wanderzirkus zu einem Ende kommt. Jedoch wird sich das Verschiffen von Billigprodukten (zumindest vorerst) nicht mehr rechnen. Exporteure müssen sich eine neue Strategie zulegen: die Commodities, also die Allerweltssorten, die sie allein mit niedrigen Preisen ins Ausland verkaufen konnten, müssen sie zuhause absetzen. Oder sie müssen mit den eigenen Preisen noch weiter runter.
d) Besondere Sorten und genauso Endprodukte werden trotz der Verteuerungen beim Transport weiterhin ihre Märkte finden. Allerdings: sie brauchen ein aufwändiges Marketing, das dem Kunden zeigt, was er damit machen kann. Inspiration ist hier das Marketingthema.
e) Vom Öko-Trend werden in erste Linie einheimische Produzenten profitieren. „Heimisch“ heißt jedoch zum Beispiel in Europa schon lange nicht mehr nur aus nationaler Produktion, sondern vielmehr vom eigenen Kontinent stammend. Wobei auch die Türkei zumindest in dieser Hinsicht als europäisches Land verstanden wird.
Also, auf mittlere Sicht:
* schwierige Zeiten für den Export von Billigprodukten, die ihren Markt nur über den Preis erobert hatten;
* gute Zeiten für besondere Sorten, wenn gezeigt wird, was sich damit machen lässt;
* gute Zeiten auch für heimische Produzenten;
* insgesamt eine gute Stimmung für Stein, weil er ein Naturprodukt ist.
(14.04.2021)