David Chipperfield ist Pritzker Preisträger des Jahres 2023

James-Simon-Galerie (rechts), Foto mit freundlicher Genehmigung von Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects.

Seine Arbeiten zeichnen sich durch Sensibilität gegenüber Ort und Umgebung aus und zeigen Meisterschaft in der Formensprache

Er ist ein Meister der Gegensätze und dennoch ein Architekt von allergrößter Sensibilität gegenüber dem, was er auf einer Baustelle und drumherum vorfindet. Sir David Chipperfield ist der Pritzker Preisträger des Jahres 2023. Die Auszeichnung gilt als Nobelpreis der Architektur und ist mit 100.000 US-Dollar dotiert, die von der Hyatt-Foundation kommen.

Eine seiner spektakulären Arbeiten aus dem Gesamtwerk mit Architektur und Stadtplanung in Asien, Europa und Nordamerika war die James-Simon-Galerie in Berlin (2018). Das Foto oben zeigt, wie elegant, einfach und gleichzeitig provokativ Chipperfield die neue Fassade an die Umgebung auf der Berliner Museumsinsel angebunden hat.

James-Simon-Galerie, Foto mit freundlicher Genehmigung von Simon Menges.

Die Herausforderung dort bestand darin, auf dem einzig noch freien Ort auf der Museumsinsel einen Neubau unterzubringen. Alles ist dort Weltkulturerbe, und Chipperfield fand einen Weg, die Formensprache der Vergangenheit zum Beispiel durch moderne Säulenreihen zu erweitern. An die Stelle des Natursteins setzte er dabei einen speziell entwickelten Beton mit einem hohen Anteil an Natursteinmehl.

Beim Neubau für das Kunsthaus Zürich (2020) hingegen wählte er Krastaler Marmor für die Fassade. Naturstein findet sich an den Gebäuden drumherum.

Neues Museum, Foto mit freundlicher Genehmigung von SMB / Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects.

Sensibel war auch seine Modernisierung des Neuen Museums (2009 beendet) auf der Berliner Museumsinsel. Das Gebäude war nach dem 2. Weltkrieg Ruine geblieben und zunehmend verfallen. Chipperfield behielt als Kontrast zu den neuen Elementen die Spuren bei, die die Zeiten in dem Bauwerk hinterlassen hatten: So beginnt heute der Besucher den Weg im Untergeschoss bei den Sarkophagen der Alten Ägypter und geht entlang der Kulturzeugnisse vieler Jahrhunderte und genauso der Spuren des Kriegs nach oben.

Spektakulär, weil ganz unspektakulär, war seine Modernisierung der Neuen Nationalgalerie (2021) ebenfalls in Berlin: praktisch nichts von der originalen Bausubstanz von Ludwig Mies van der Rohe hat der selbst berühmte Chipperfield verändert, sondern sich mit den notwendigen Neuerungen ganz in den Dienst des großen Architekten gestellt.

America’s Cup Building ‘Veles e Vents,' Foto mit freundlicher Genehmigung von Christian Richters.Hoxton Press, Foto mit freundlicher Genehmigung von Simon Menges.

Wir zitieren im Folgenden aus den Presseunterlagen der Hyatt-Stiftung: Mit zunehmender Bekanntheit setzte Chipperfield sich auch für das soziale und ökologische Wohlergehen der Menschen ein und prangerte die Kommerzialisierung der Architektur an, die eher der globalen Macht als der lokalen Gesellschaft diene, sowie den damit zusammenhängenden Mangel an Dauerhaftigkeit, der zur Klimakrise beitrage. „Architekten können nicht außerhalb der Gesellschaft agieren, wir brauchen die Gesellschaft, um mit uns zu kommen. Und ja, vielleicht können wir provozieren und uns beschweren, und wir können Modelle finden, aber wir brauchen einen Planungsrahmen, wir brauchen Ambitionen, wir brauchen Prioritäten. Im Grunde genommen müssen wir jetzt hoffen, dass die Umweltkrise uns dazu bringt, die Prioritäten der Gesellschaft zu überdenken, dass der Profit nicht das Einzige ist, was unsere Entscheidungen motivieren sollte.“

The Hepworth Wakefield, Foto mit freundlicher Genehmigung von Iwan Baan.Museo Jumex, Foto mit freundlicher Genehmigung von Simon Menges.

In den letzten Jahren hat er ein starkes Engagement für Galicien entwickelt, eine der ärmsten Regionen Spaniens, das paradoxerweise eine hohe Lebensqualität aufweist. Mit der Gründung der Fundación RIA im Jahr 2017 unterstützt er die Forschung dort und fördert die künftige Entwicklung der natürlichen und gebauten Umwelt an der Küste der Ría de Arousa, dies im Zusammenhang mit den globalen Herausforderungen.

Er wurde unter anderem mit der RIBA Royal Gold Medal (Vereinigtes Königreich, 2011), dem Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – dem Mies van der Rohe Award (Spanien, 2011) und der Heinrich-Tessenow-Medaille (Deutschland, 1999) ausgezeichnet. Er wurde in die Royal Academy of Arts (2008) gewählt, mit dem Bundesverdienstkreuz (2009) und dem Praemium Imperiale für Architektur (Japan, 2013) geehrt. Er ist Mitglied des Royal Institute of British Architects und Ehrenmitglied des American Institute of Architects und des Bundes Deutscher Architekten.

Chipperfield war Kurator der 13. Biennale Architettura im Jahr 2012. Von 1995 bis 2001 war er Professor für Architektur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und 2011 Norman R. Foster Visiting Professor of Architectural Design an der Yale University.

2004 wurde der zum Commander of the Order of the British Empire ernannt, 2010 zum Ritter geschlagen und 2021 in den Order of the Companions of Honour aufgenommen.

David Chipperfield Architects

Sir David Alan Chipperfield, Foto mit freundlicher Genehmigung von Tom Welsh.

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(08.03.2023)