(Mai 2012) Mut muss man für ein solches Projekt haben, viel Mut. Denn wenn es schlecht wird, wird es richtig schlecht und man macht sich überall zum Gespött. Für die Wellness-Etage im neuen Cosmopolitan Hotel in Las Vegas sollte das Ambiente einer wilden Canyon-Landschaft nachgestellt werden. Das Projekt scheint richtig gut geworden zu sein, so unser Eindruck von den Fotos und nach Information aus verschiedenen Quellen.
Die Entwürfe und die Planung kam von United/Klai Juba Architects. Die Ausführung der Steinarbeiten übernahm die Firma Las Vegas Rock. Das Projekt wurde mit einem der 2011er Pinnacle Awards des Marble Institute of America (MIA) ausgezeichnet.
Für Puristen, die solche Nachstellungen von großartiger Natur nicht mögen, sei gesagt: Wir sind in Las Vegas, und das Cosmopolitan liegt direkt am berühmten Strip, wo sich alles um Show und Inszenierung dreht. Eine neue Traumlandschaft ist hier entstanden: lange Gänge mit Mosunregen oder Wasserfalldonner, Silberadern an der Decke und auf dem Boden, Räume mit Nebel oder einfach nur mit Stille.
Sahra Spa und Hammam ist der offizielle Titel der Wellness-Etage im 14. Stock des Hotels. Denn eben Saunas, Heiß- und Kaltdampfräumen, Massageangeboten was sonst so zu Körperpflege und Wohlfühlhilfe auf höchstem Niveau gehört, gibt es auch ein türkisches Bad. Dazu später mehr.
Ein brauner Quarzit ist das bestimmende Material. Es stammt aus den Rainbow Quarries etwa 50 km südlich von Las Vegas. Sein Aussehen ist das eines Sandsteins, wie er in den großen Canyon der USA das Bild bestimmt, hat aber die Härte eines Quarzits. Das machte es möglich, ihm eine ganz innovative Oberfläche zu geben.
„Windswept“ nennt Las Vegas Rock die Gestaltung, übersetzt etwa: vom Wind gepeitscht. Denn in einer wirklichen Canyonschlucht gestaltet, nachdem das Wasser sie gegraben hat, die Luft mit ihren Sandteilchen die Felswände weiter. Fließend sind die Formen, aber vielfach abrupt unterbrochen, mit Vorsprüngen und Ausbuchtungen.
So wie die Natur lange braucht, solche Schluchten herzustellen, so war auch der Aufwand für die Wände im Spa groß: Im Steinbruch wurden Blöcke mit den gewünschten Farbtönen ausgesucht, im Werk von Las Vegas Rock sägten Spezialisten daraus die Mauersteine. Diese tragen Wellen von 5 bis 10 cm Dicke, dies deshalb, damit die auch typischen Klüfte in einer Canyonwand herausgearbeitet werden konnten. Notwendig dafür war wiederum ein sehr harter Stein.
Im Computer wurde das gewünschte Bild der Wandoberfläche festgelegt. Dann wurden die einzelnen Steine von Hand mit Hammer und Meißel bearbeitet, schließlich sandgestrahlt. „Es kostete sehr viel Zeit, ergab aber die spektakuläre Nachbildung eines Canyons“, schrieb uns Justin Lindblad von Las Vegas Rock.
Die Steine sind nicht als Mauer hochgezogen, sondern einzeln vor einer Betonwand gehängt. Die Versiegelung wurde so ausgeführt, dass sie das Material komplett durchdringen konnte.
In anderen Räumen der Anlage sind die Böden mit Platten aus dem Quarzit belegt. Rutschprobleme gibt es nicht – eine weitere Besonderheit des Steins. An den Wänden findet man dünne Riemchen übereinandergeschichtet. Auch Kiesel als Wandverkleidung verwendeten die Architekten.
Auch im Hammam, dem türkischen Bad, kam der Quarzit zum Einsatz, sogar in der kreisrunden Liegefläche im Mittelpunkt des Raumes. An einer Wand steht ein Waschbecken aus massivem Stein. In der Türkei ist in solchen Anlagen alles aus Marmor.
Noch ein paar Bemerkungen zum Cosmopolitan Las Vegas: Insgesamt 3,9 Milliarden US-$ investierte die Hotelkette in die beiden Türme mit fast 3000 Zimmern. Die Anlage hat die Dimensionen einer Kleinstadt mit etlichen Restaurants, Theater, Casino, Kongresszentrum usw. Es war das einzige Hotel, das im Jahr 2010 in Las Vegas öffnete.
Mit den Pinnacle Awards zeichnet das Marble Institute of America (MIA) außergewöhnliche Stein-Projekte aus. Bewerben können sich nur Mitglieder des MIA. Die Projekte sind jedoch nicht auf die USA festgelegt, da ein Teil der MIA-Mitglieder in anderen Ländern zuhause ist.
Fotos: Marble Institute/Las Vegas Rock