Neue Berge entdeckt!! – auf dem Meeresgrund

Bathymetrische Abbildung des Madiba Seamounts. Grafik: Jan Erik Arndt / Alfred-Wegener-Institut

Dass heutzutage noch Berge auf der Erde auf Entdeckung und Benennung warten, mag man kaum glauben – es sei denn, es wird an abgelegenen Stellen in die Tiefen des Ozeans geschaut. Zwei zuvor unbekannte Unterwasserberge im Südatlantik und Weddellmeer bekamen kürzlich einen Namen: „Madiba Seamount“ heißt der eine und „Nachtigaller Shoal“ der andere. Der erste Name bezieht sich auf Nelson Mandela, der zweite auf eine Figur aus einer Geschichte von Käpt’n Blaubär.

Bei der Namenswahl folgte das Sub-Committee on Undersea Feature Names (SCUFN) auf seiner 2014er Tagung in Monaco den Vorschlägen von zwei Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Diese hatten die Berge vergangenes Jahr bei Fahrten mit den Forschungsschiff „Polarstern“ in die Antarktis entdeckt.

„Bis heute sind weniger als zehn Prozent der Unterwasserlandschaften unserer Meere erkundet. Wenn man abseits der normalen Seerouten fährt, kann man deshalb durchaus noch Neuentdeckungen machen“, sagt Jan Erik Arndt vom Alfred-Wegener-Institut.

Während einer Expedition in den südlichen Indischen Ozean hatte der Bathymetriker im November 2013 das Glück, einen bisher unbekannten Unterwasserberg zu entdecken. Der Gipfel hebt sich 1920 m über den Meeresboden – allerdings hat er noch knapp 3500 m Wasser über sich. Ein Bathymetriker ermittelt die topographische Gestalt des Meeresbodens und erstellt zum Beispiel Tiefenprofile für Seekarten.

Um einen geeigneten Namen für den Unterwasserberg zu finden, stellte Jan Erik Arndt eine Box auf dem Forschungsschiff auf. Jeder Expeditionsteilnehmer konnte so anonym einen Namensvorschlag einreichen. „Nelson Mandela ist im Zeitraum unserer Expedition verstorben und als sein Clan- und Spitzname, Madiba, als Vorschlag einging, waren wir uns schnell einig, ihn mit dieser Neuentdeckung zu ehren. Schließlich startete und endete unsere Expedition auch in Südafrika“, erklärt Arndt.

Bathymetrische Abbildung des Nachtigaller Shoal. Grafik: Jan Erik Arndt / Alfred-Wegener-Institut

Bereits im Februar 2013 hatte Boris Dorschel, Leiter der Bathymetrie am Alfred-Wegener-Institut, auf einer Polarstern-Expedition in das antarktische Weddellmeer einen bis dahin unbekannten Unterwasserberg erkundet, der bis dicht unter die Meeresoberfläche reicht. „An der flachsten Stelle lag der Berg nur 16 m unter dem Meeresspiegel und damit knapp 5 m unter dem Kiel der Polarstern. Wäre die Erhebung in einer Seekarte eingezeichnet gewesen, hätten wir die Stelle gemieden“, sagt Dorschel. Umso wichtiger war es, die Neuentdeckung zu kartieren und zu benennen.

„Auf Grund der Eisbedeckung mussten wir während der Erkundung immer wieder den Kurs ändern. Dadurch ist eine Aufzeichnung entstanden, die mich an die Romanfigur Prof. Dr. Abdul Nachtigaller aus den 13½ Leben des Käpt’n Blaubär erinnert hat“, erzählt Dorschel. Sehr schnell setzte sich deshalb der Arbeitstitel „Nachtigaller Hill“ durch. „Der Name erschien uns als sehr passend, da Prof. Dr. Nachtigaller sein Leben der Erforschung ungeklärter Mysterien widmet und dafür in die entlegensten Gebiete auf unserer Erde reist – vor allem an dunkle und lebensfeindliche Orte“, so Dorschel mit einem Augenzwinkern.

Der Autor der Käpt’n-Blaubär-Geschichten wurde um Erlaubnis gefragt und stimmte nach anfänglicher Überraschung zu.

Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

(03.07.2014)